Premiere: Wenn die Violine fliegen lernt
Musik- und Ballettfreunde erlebten am Sonntag in Heeder eine doppelte Premiere.
Krefeld. Eine doppelte Premiere erlebten Musik- und Ballettfreunde am Sonntag. Der Klarinettist Olaf Scholz machte es in der Fabrik Heeder deutlich: „Wir sind zum ersten Mal mit einem Kammerkonzert hier, und zum ersten Mal ist Ballett dabei.“
Dann stellte er das erste Werk, das Quartett für Violine, Viola, Violoncello und Klavier von Ernest Chausson (1866-1899) vor: „Es ist eines seiner wichtigsten Kammermusikstücke und ausgedehnt in seiner Länge. Sie werden es merken!“ Zum Quartett hatten sich dafür Tanja Cherepashchuk (Violine), Natascha Krumik (Viola), Lorena Meiners-Nitsch (Violoncello), Mitglieder der Niederrheinischen Sinfoniker und als Gast Marika Asatiani (Klavier) zusammengefunden.
Die Vier interpretierten die Komposition so, wie es zu ihrer Entstehung während eines Sommeraufenthalts in Annecy in den französischen Alpen passte: Die Assoziationen an ein Sonntagskonzert unter freiem Himmel, vielleicht in einem Kurpark am See, blitzten immer wieder durch. Sehr gefällig, mal melancholisch, dann volkstümlicher und beschwingt, stets gut aufeinander abgestimmt, präsentierten die Musikerinnen das Stück.
Für die zweite Premiere reduzierte sich das Quartett auf ein Trio mit Olaf Scholz (Klarinette) sowie Tanja Cherepashchuk und Marika Asatiani. Vom Krefelder Ballettensemble kamen Victoria Hay, Paolo Franco und Fabio Toraldo hinzu. Die überraschende Kombination von Kammermusik und Kammerballett geht bereits auf Igor Strawinsky (1882-1971) zurück. Die Suite „L’ histoire du soldat“, die er 1919 für diese Besetzung überarbeitete, schrieb er für eine Wanderbühne.
Er schildert den Handel eines Soldaten mit dem Teufel — Geige gegen Buch als Symbol des Reichtums. Mit Witz und Liebe hat Robert North den Tausch in eine Choreographie umgesetzt. Fabio Toraldo tanzt den Soldaten und Paolo Franco den Teufel.
Im Zeitraffer brachten sie die peppige Geschichte auf die Bühne. Mit solchem Auftritt hätte einst jede Wanderbühne einen vollen Hut bekommen; in der Fabrik gab es nicht endenwollenden Applaus.