Nicht schon wieder Peter Alexander
„Der Vetter aus Dingsda“ will dem Operetten-Muff entkommen.
Krefeld. Vielleicht liegt es am Klang des Wortes "Operette". Bieder und altbacken hört sich das an, nach öden Abenden auf muffigen Sesseln in den Volkstheatern der Republik. Regisseur Reinhardt Friese kämpft mit Vehemenz gegen solche Klischees an: "Die Berliner Operette ist nicht tot", sagt er. "Mit Dirndln, Almen und Peter Alexander hat sie nichts zu tun."
Schon ein erster Blick auf das Bühnenbild zu "Der Vetter aus Dingsda" zeigt: Hier hat niemand die Requisiten von Peter Steiners berüchtigtem "Theaterstadl" recycelt. Diana Pähler hat einen Irrgarten aus Türen entworfen, surreale Spielwiese für die Darsteller und Hommage an den ältesten Trick des Boulevardtheaters: Tür auf, Tür zu, das frivole Wechselspiel nimmt seinen Lauf.
Genau so ist Eduard Künnekes Operette gestrickt: als Revue der Verwicklungen, während Julia de Weert (Isabelle Razawi) auf ihren Vetter aus Dingsda wartet. Satirisch, selbstironisch, ja "Tucholsky-artig", findet der Regisseur Künnekes Umgang mit bekannten Strickmustern: "Das Stück spießt bürgerliche Macken auf."
Die Charaktere, sagt Friese, seien "keine läppischen, dümmlichen Operetten-Figuren". Er will sie mit all ihren Schrulligkeiten ernst nehmen und animiert die Sänger zu sportiven Höchstleistungen: "Die Figuren drehen sich um sich selbst - und das möchten wir auch nach außen zeigen."
Visuell verspricht die Inszenierung ohnehin Einiges: Die Türen können laut Friese weit mehr, als sich zu öffnen und zu schließen. Die Kostüme, von Annette Mahlendorf in Grün und Beige gestaltet, transportieren Eleganz und Leichtigkeit. Und das Gewitter wird mit Donnerblech und Gießkanne live vor den Augen des Publikums erzeugt.
Für Mahlendorf und seine Dramaturgin Ulrike Aistleitner spielt dabei auch der Aufführungsort eine Rolle, das Theater auf Zeit (TaZ), das "Urtugenden" verlangt: Spielfreude, Spielwitz, überraschende Einfälle. Dass er all das bieten kann, hat Friese zuletzt in Mönchengladbach bewiesen - mit seiner umjubelten Fassung von "Shockheaded Peter".
Premiere im TaZ Krefeld, 27. September, 20 Uhr, Karten: Ruf 80 51 25