Kunstmusik Sinfoniker ändern ihre Strategie
Krefeld · Die Niederrheinischen Sinfoniker planen keine Streams mehr. Es gibt aber CD-Aufnahmen und Ideen für den Sommer.
Schaute man bisher auf die Termineinträge der Niederrheinischen Sinfoniker auf der Webseite des Theaters, so wich der Enttäuschung darüber, dass durch die Pandemie sukzessive die Konzerte nicht als Live-Erlebnisse mit Publikum realisiert werden konnten, zumindest der Trost, die Programme als Stream oder als Video erleben zu können. Es war ein gelungener und durchaus eingespielter Modus der Sinfoniker, auf digitalem Wege ihre Konzerte an das Publikum zu bringen. Mit teilweise herausstechend guten Konzert-Filmen.
Das kommende sechste Sinfoniekonzert ist abgesagt
Nun muss man bei dem Eintrag zu dem 6. Sinfoniekonzert, dessen Termine ab dem 4. Mai geplant gewesen wären, lesen, dass das Konzert „leider ausfallen müsse“ und GMD Mihkel Kütson und die Niederrheinischen Sinfoniker sehr hoffen, „bald wieder live für ihr Publikum musizieren zu können“. Ein Hinweis auf einen Stream findet sich nicht.
Guter Grund, bei der Sprecherin und Konzertdramaturgin Eva Ziegelhöfer nachzufragen, was es damit auf sich hat. Und in der Tat bestätigt sie, dass man „ganz bewusst“ das kommende Sinfoniekonzert abgesagt hätte, weil man entschieden habe, nicht mehr streamen zu wollen. „Wir wollen live für unser Publikum spielen“, sagt Ziegelhöfer, dies natürlich, falls es dann beizeiten wieder möglich ist. Eine gewisse Kehrtwende des Orchesters im Umgang mit der Corona-Situation. Aber man betont, dass das eigentliche Konzerterlebnis mit einem real vor Ort spielenden Orchester durch keine digitale Alternative ersetzt werden könne. Untätig sind aber sowohl Orchester als auch die emsigen Organisatoren keinesfalls – dies wird auch deutlich.
Weiterhin auf digitalem Wege kommt Kiko, der „Konzertkobold“ und von Paula Emmrich verkörperter Hauptprotagonist der Kinderkonzerte, zu dem jungen Publikum. Allerdings nicht als Stream, sondern in mundgerechten Kurz-Videos, die im Mai verfügbar sein werden. Natürlich wird auch weiterhin geprobt, sowohl für die noch geplanten Konzerte oder auch für das Musiktheater-Repertoire, um stets abrufbar zu sein, falls es zu einer Öffnung des Theaters kommen würde. Auch hofft man das für Juni geplante siebte Sinfoniekonzert mit vorangegangener Meisterklasse für vier junge Dirigenten unter der Leitung von Mihkel Kütson realisieren zu können. Dieser Veranstaltungskomplex würde als Stream nur wenig Sinn ergeben.
Auch weiter eher in der Zukunft – mit der Hoffnung auf eine Beruhigung der pandemischen Lage – liegen Pläne für Promenadenkonzerte, wie auch schon letztes Jahr indes diesmal auch in Krefeld Open-Air. „Wir sind nun auch in Krefeld in Dialog mit möglichen Augenspielstätten“, erläutert Ziegelhöfer. In Mönchengladbach war Musizieren an der frischen Luft schon im an das Rheydter Theater angrenzendem Park realisierbar. Diese besondere Form des Konzertes ermögliche, auch unter erschwerten Corona-Bedingungen bunt gemischte Orchestermusik dem Publikum anbieten zu können.
Somit verabschiede man sich davon, eins zu eins den geplanten Spielplan verwirklichen zu wollen – und möchte offenbar flexibler auf die jeweiligen Möglichkeiten reagieren. Wobei wir schon sehr gerne Bartóks „Wunderbaren Mandarin“ und Rachmaninows legendäres drittes Klavierkonzert mit Konstantin Emelyanov gehört hätten – selbst wenn es nur im Stream gewesen wäre.
Bei aller Konzentration auf das Live-Erlebnis arbeiten die Sinfoniker auch für Konserve, indes eine Art der Konserve, die auch schon vor Corona zur guten Tradition von Orchestern gehörte, die etwas von sich halten. Wie Ziegelhöfer verriet, wird derzeit fleißig an CD-Aufnahmen gearbeitet. Genaueres hierzu soll aber zeitnah an anderer Stelle verraten werden.