Oppumer Orgelnacht: Reise in die jüdische Kultur

Ein kulinarisches und musikalisches Fünf-Gänge-Menü gab es bei der langen Oppumer Orgelnacht.

Krefeld. Die lange Oppumer Orgelnacht ist weit mehr als „nur“ ein musikalischer Marathon. Zum Markenzeichen der Veranstaltungsreihe gehört auch ein nicht alltägliches Programm, das am Samstag eine eindrucks- wie genussvolle Reise in die jüdische Kultur bedeutete.

Berühmte Namen hatte Christoph Scholz für die Auswahl des Musikprogramms bis auf eine Ausnahme bewusst weggelassen und damit den Weg in unbekannte Gefilde freigemacht. Dafür kann man ihm und den Musikern des Abends nicht genug danken.

Als „Aperitif“ tauchten Melanie Geldsetzer (Blockflöte) und Cynthia Romeo-Laschet (Barockvioline) in die Welt der ausgehenden Renaissance ein. Die tänzerischen Stücke von Salomone Rossi Hebreo (1570 — 1630) bewiesen, wie wunderbar das verzierungsreiche Spiel einer Flöte begleitet von einer zurückhaltenden zweiten Stimme der Barockvioline im Raum der Schutzengelkirche zur Geltung kommt.

Als „Vorspeise“ boten die beiden Solistinnen mit dem „Kaddish 1944“ den Sprung in die zeitgenössische Musik. Den Namen der 1982 geborenen Komponistin dieses Stückes Ewelina Nowicka sollte man sich merken. Sehr ergreifend und einfühlsam interpretiert, erklangen Fragmente aus dem Leben einer jüdischen Frau — so zum Beispiel vom Leben im Ghetto von Lodz, ihrer Deportation und dem Überleben im KZ Auschwitz.

Nach diesen eher leisen Tönen brachte Wolfram Wittekind stimmgewaltig Synagogalgesang u. a. von Louis Lewandowski, Salomon Sulzer und Ernest Bloch in die Kirche. Jeden musikalischen Gang leitete Scholz mit Hintergründigem oder Amüsantem ein.

Bei der „Nachspeise“ bildete der Wechsel der Religionen das Leitmotiv, denn Christian Gerharz spielte Mendelssohn Bartholdys Sonate in f-Moll auf der Orgel. Dieser Komponist konvertierte vom jüdischen zum protestantischen Glauben.

Das musikalische „Betthupferl“ boten der Organist und Christoph Lahme auf Klavier und Harmonium. Für das Kulinarische, ein Mohngebäck, musste das Publikum nicht einmal mehr den Weg — wie bei den vorherigen Gängen — zum Buffet ins Pfarrheim antreten, denn es wurde durch die Kirchenbänke gereicht. Ein großes Lob haben sich die rund zwei Dutzend Gemeindemitglieder verdient, die mit ihrem Kochen und Backen die passende kulinarische Reise ermöglichten — und das auch noch kostenlos.