Philip Lethen-Ausstellung - Seine Fotografien sind Kunst
Der Krefelder Philip Lethen möchte mit seinen Bildern Geschichten über Menschen und Orte erzählen.
Krefeld. Eine Wand ist bestückt mit Bildern von Personen in einer grünen, idyllischen Umgebung, die aussehen wie die nette Familie von nebenan. Gegenüber hängt eine Fotografie in verschwommenen Rottönen, die die Band Faith No More auf dem Bizarre-Festival zeigt. Daneben ein Porträt von Modern Talking.
Die Ausstellung „Durchsucher“ von Philip Lethen besticht durch ihre Vielfältigkeit. In einem Hülser Bürokomplex hat der Krefelder Fotograf die Werke seiner 20-jährigen Karriere zusammengetragen. „All diese Stücke haben schon mal in Ausstellungen gehangen“, sagt er. „Das sind Dinge, die sich nicht jeder leisten kann, aber ich wollte sie mal für jeden erschwinglich machen.“ Mit dem Verkauf will er lediglich die Materialkosten decken. „Es ist schöner, wenn die Bilder in den Wohnzimmern der Menschen hängen, anstatt in irgendwelchen Archiven zu verschwinden.“
Bereits während seines Studiums an der Folkwanghochschule in Essen und an der Hochschule Niederrhein bereitete er seine erste Ausstellung vor — Kullgeflüster. Sie setzt sich thematisch mit den Niepkuhlen und ihren Bewohnern auseinander. „Ich laufe mit offenen Augen durch die Gegend. Dabei fallen mir schöne Situationen auf“, sagt der 40-Jährige.
Auch Berühmtheiten hat er bereits vor der Linse gehabt. Für Künstler wie Bob Geldof, Alison Goldfrapp, Melissa Auf der Maur, Fettes Brot, Liquido oder die Krefelder Band M. Walking on the Water hat er CD-Cover oder Poster gestaltet.
Dabei sieht er seine Fotografien nicht als Auftragsarbeiten, sondern als Kunst. So fängt er auch Momente außerhalb des eigentlichen Shootings ein. Oft fesseln diese Aufnahmen den Betrachter besonders. „Mir ist es egal, wen ich porträtiere. Jeder Mensch hat eine spannende Geschichte, und die möchte ich mit meinen Bildern gerne erzählen“, sagt Lethen.
Auch Oskar Sala, der das Trautonium, ein Vorläufer des Synthesizers, weiterentwickelt und unter anderem Hitchcocks „Die Vögel“ damit vertont hat, hat Lethen fotografiert. Diese Aufnahmen wurden im renommierten britischen Musikmagazin „The Wire“ veröffentlicht.
Musikalische Themen aufzugreifen liegt Lethen nahe: Bereits mit sechs Jahren begann er, selbst zu musizieren. Zwölf Jahre spielte er in der Band Jansen. Seine Instrumente sind die Gitarre und der Kontrabass. „Musik ist eine große Leidenschaft von mir. Fest in einer Band zu spielen, funktioniert aber leider neben der Fotografie nicht, da man zum Beispiel nicht auf Tourneen gehen kann.“
Neben Porträts macht er auch Bilder von Landschaften und Gebäuden. „Ich liebe es, Architektur zu fotografieren. Porträts sind oft Momentaufnahmen, für Gebäude hat man die richtige Ruhe.“
Dabei arbeitet er fast ausschließlich analog. Lediglich seine Glühbirnen-Reihe ist digital aufgenommen. Auch Polaroid-Kameras oder Kodak-Boxen verwendet er gerne. „Manche Menschen meinen, meine Kameras würden in Vitrinen gehören, doch ich arbeite gerne mit ihnen. Mir gefällt, dass man gewisse Dinge nicht steuern kann.“
Die Hasselblad-Kamera ist sein Lieblingsstück. Vermeintliche Fehler verleihen den Bildern den besonderen Reiz. Schwarze Ränder oder Gegenstände, die zufällig ins Bild hineinragen, gehören für ihn dazu. Die Abzüge werden auf Aluminiumplatten geklebt und durch gespiegeltes Acrylglas vor UV-Strahlen geschützt.
Von der Welt hat Lethen schon viel gesehen. So hat er zum Beispiel in Madrid, auf Fuerteventura, in England und auf Sri Lanka fotografiert. Dabei sind Bilder von Ananas-Farmen, Teeplantagen und verlassenen Landschaften entstanden. In dieser Reihe sehen die Nieper Kuhlen plötzlich aus wie Sümpfe in Louisiana. „Wenn ich drei Tage an einem Ort bin, hält mich nichts mehr — dann muss ich einfach fotografieren.“