Mies-van-der-Rohe-Lounge: Die erste Begegnung bleibt ein Geheimnis

Magdalena Droste referierte über das Zusammenspiel von Mies van der Rohe und Lilly Reich.

Krefeld. So weiß sind die Wände sonst nur bei Yves Klein — in der ausstellungsfreien Zeit sind die beiden Villen an der Wilhelmshofallee jetzt wieder Magnet für Kunst- und Architektur-Interessierte. Zum ersten Mal in diesem Jahr nämlich hieß es an diesem Wochenende wieder: „mehr mies“. Schon im vergangenen Jahr hatte das Museum an drei Wochenenden erfolgreich dazu eingeladen.

Der Architekt Mies van der Rohe lebte von 1886 bis 1969 und hatte für die Krefelder Textilfabrikanten Hermann Lange und Josef Esters zwei Villen entworfen. Später gelangten die Häuser in städtischen Besitz. Sie werden für Kunstausstellungen genutzt. Und eben auch für die Beschäftigung mit dem Architekten, der sie gebaut hat.

In einem sehr detaillierten Vortrag befasste sich die Kunsthistorikerin Magdalena Droste von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus mit „Lilly Reich und ihre Partnerschaft zu Mies van der Rohe“. Lilly Reich war Gestalterin und habe vermutlich von 1925 bis 1927 zum ersten Mal mit Mies van der Rohe zusammen gearbeitet, damals entstand Haus Wolf in Guben. Der Anfang ihrer Beziehung liege im Dunkeln: „Wir können nur darüber spekulieren, wie die beiden sich kennengelernt haben“. Die Professorin setzt das Jahr 1924 für die erste Begegnung der beiden Menschen, die nicht nur zusammen arbeiteten, sondern auch befreundet waren: „Ein kongeniales Paar“.

Nach diesem sehr gut besuchten Vortrag im Haus Lange wurde das Publikum in die „Mies Lounge“ im Haus Esters gebeten. Die Restauration Essklasse bot Speisen und Getränke, und viele Besucher genossen es sichtlich, in den berühmten Mauern zu speisen. Es wurde geplaudert, es wurde musiziert und es herrschte eine frohe und anregende Stimmung.

Das Museum hat mit „mehr mies“ eine attraktive Reihe geschaffen, die viele Leute anlockt. Quasi zum Probeessen: Die „Essklasse“ wird auch im umgebauten Kaiser-Wilhelm-Museum den Service übernehmen.

Zum Mies-Projekt von Christiane Lange — sie möchte ein Modell des Golfclubs von Mies auf dem Egelsberg bauen — gab es nur den einen Kommentar der Urenkelin: „Wir werden uns äußern.“ Die selbst gesetzte Frist für Geldspenden — man rechnet mit einer halben Million Euro — war Jahresende 2011.