Haus Lange: Franz Erhard Walther-Performance - Die Besucher halten den Raum
In Haus Lange bezieht der Künstler Franz Erhard Walther das Publikum mit ein.
Krefeld. Ein Hauch von Nostalgie war am Sonntagvormittag im Haus Lange spürbar, als Franz Erhard Walther zum Ende seiner Ausstellung „Sternenstaub“ eine öffentliche Werkhandlung durchführte. Denn bereits vor 43 Jahren hat der Künstler am selben Ort die Aktion schon einmal durchgeführt. „Das ist heute sehr bewegend für mich“ sagte er zu Beginn zu den Besuchern.
Haus Lange habe für ihn immer eine wichtige Rolle gespielt, so Walther. Bereits als Student der Düsseldorfer Kunstakademie sei er Anfang der 60er Jahre regelmäßig mit der K-Bahn nach Krefeld gefahren, um die Ausstellungen der Ära Paul Wember zu besuchen. „Damals war Krefeld der einzige Ort für aktuelle Kunst in Deutschland“ lobt der Künstler, der 1969 selbst an der legendären Schau „When Attitudes Become Form“ teilnahm.
Damals mündet Walthers Suche nach einem neuen Werkbegriff für seine Skulpturen in die Entwicklung textiler Objekte. Ein geschlossener Werksatz von 58 Arbeiten entsteht, der in einem Regal gelagert wird. Aktiviert wird das Ganze durch die sogenannte Werkhandlung, die aus dem Auffalten der exakt zusammengelegten Stoffe besteht, wobei der menschliche Körper miteinbezogen wird. Dafür ist immer eine entsprechende Anzahl von Personen erforderlich. „Sie müssen selbst aktiv werden“ fordert der Künstler das Publikum auf, und nach einigem Zögern findet sich für jedes der sechs Objekte, die der Reihe nach im Raum entfaltet werden, die entsprechende Anzahl von Teilnehmern.
Mal stehen sich zwei gegenüber, ihre Köpfe sind verhüllt, und die körperbreite Stoffbahn zwischen ihnen wird von ihren Körpern auf Spannung gehalten. Ruhe und Konzentration sind erforderlich, denn Bewegung ist während einer Handlung nicht gewünscht.
Es sind Überlegungen zu Proportionen und Raum. „Inhaltlich sind die Dinge neutral“ betont Walther. So ist bei den kreuzförmig gespannten Stoffen jede Symbolik irrelevant. So klar und einfach diese Handlungen mit ihren konzentrierten Abläufen wirken, so entfalten sie im direkten Erleben einen starken Ausdruck. Am eindringlichsten wird dies deutlich, wenn vier Personen vier Eckpunkte einer rechteckigen Form markieren, die fast den ganzen Raum einnimmt. „Die Personen halten den Raum“ kommentiert der Künstler. Das erfordert viel Spannung.
„Die Akteure haben toll gearbeitet“, sagt ein zufriedener Künstler am Ende der 90-minütigen Handlung. Auf einen Vergleich mit der Aktion von 1969 angesprochen, zieht Walther für heute eine positivere Bilanz. „Damals war enorme Skepsis zu spüren. Man fragte sich, was das mit Kunst zu tun habe.“ Die Offenheit heute bringt Besucher Hermann Römermann vielleicht am besten auf den Punkt: „Das Zweckfreie erfreut mich“.