Pianist hält Chopin auf Distanz

Eröffnungskonzert mit dem Polen Wojciech Switala.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die Musik der Romantik dürfte in diesem Jahr bei den Internationalen Meisterkursen eine besondere Rolle spielen. Denn der Veranstalter Kawai hat als Lehrer des internationalen Teilnehmerkreises Wojciech Switala engagiert, der mit der Musik seines Landsmanns Frédéric Chopin besonders verbunden ist.

So war es nicht erstaunlich, dass der Dekan der Klavierabteilung der Musikakademie von Katowice für den ersten Teil des Eröffnungskonzerts am Freitag in der Musikschule Kompositionen von Chopin ausgewählt hatte: zwei Nocturnes (op. 48), vier Mazurkas (op. 67), Andante spianato und Polonaise Es-Dur (op. 22). Dass die „Musikstücke zur Nacht“ keineswegs nur leise Passagen beinhalten, bewies Switala mit seiner Interpretation. Bei den ruhigen Abschnitten hatte jedoch die Klimaanlage des Saals ihre Chance zur Begleitung.

Die Interpretation der Chopin’ schen Mazurkas hat man schon heiterer, unbeschwerter und strahlender erlebt, als sie Switala in seiner distanzierten, leicht unterkühlten Art präsentiert. Berücksichtigt man die Auszeichnungen des Pianisten, so trifft er das aktuelle Verständnis von Chopins Werk - doch dessen Musik lässt auch für mehr Emotionen Raum. Beim Andante spianato und der Polonaise Es-Dur gewann dieses wohl altmodisch gewordene, gefühlvollere Spiel doch die Oberhand. Wunderbar!

Bei Schumanns Arabeske in C-Dur und vor allem den Fantasiestücken (op. 12) kam die große Palette, mit der stimmungsvolle, ausdrucksstarke musikalische Bilder gemalt werden, voll zum Einsatz. Von einer sehr innigen Abendstimmung, über äußerst lebhafte „Traumes Wirren“ bis zum „Ende vom Lied. Mit gutem Humor“ — die Fülle romantischer Musik kam zur Geltung. Mit seinem virtuosen Schlussstück, der Ungarischen Rhapsodie Nr. 6 von Franz Liszt, erntete Switala ein paar zaghafte Bravorufe und viel Applaus. Als Zugabe und ruhigen Abschluss des Konzerts bot er dann zwei weitere kleine Chopin-Werke.