Premiere: „Der Fischer und seine Frau“ - Welt der maßlosen Wünsche
Mit der Premiere von „Der Fischer und seine Frau“ endet am Sonntag im Kresch eine Ära.
Krefeld. In gewissem Sinne wird „Der Fischer und seine Frau“ eine traurige Premiere. Wenn die moderne Neufassung des klassischen Märchens am Sonntag im Kresch-Theater uraufgeführt wird, endet eine goldene Ära. Fünf Jahre lang hatte die Kulturstiftung der Sparkasse mit einer fetten Autorenförderung von 50 000 Euro pro Jahr insgesamt 23 Produktionen mitfinanziert. Nun versiegt die Geldquelle (die WZ berichtete).
Irgendwie könnte die Reihe „Angestiftet“ kaum passender enden als mit dem Grimm’schen Märchen über Geld, Gier, Genügsamkeit und die ewige Frage, wo eigentlich das wahre Glück liegt. Denn natürlich wird das Kresch auch ohne Sparkasse mutig und erfindungsreich zu Werke gehen, und natürlich sind die Theatermacher auch mit zusätzlicher Kohle gelegentlich gescheitert. „Wir arbeiten trotzig weiter“, sagt Dramaturg Rene Linke. „Dass wir nächstes Jahr weniger Geld haben, soll nicht spürbar werden.“
Zumal man es in der Fabrik Heeder ja gewohnt ist, aus wenig möglichst viel zu machen. Für den „Fischer“ braucht es nur ein Papierschiff als Boot, eine Sardinenbüchse als Haus und einen an die Wand projezierten Fisch — fertig ist das Setting für ein Beziehungsdrama, das kaum an Aktualität eingebüßt hat. „Die Geschichte ist zeitlos“, sagt Autor Dirk Brall. „Sie fragt uns, was wir wollen und warum wir immer mehr wollen, als wir haben.“
Das für Kinder herauszuarbeiten, war eine Herausforderung, obwohl die Welt maßloser Wünsche den meisten Achtjährigen ja nicht gerade fremd ist. Regisseur Helmut Wenderoth in der „eigentlich unspielbaren“ Geschichte jedenfalls eine klare Botschaft: „Wer nur auf die Dinge guckt, wird irgendwann den Menschen nicht mehr sehen.“