Theater Krefeld und Mönchengladbach Wenn der Theaterdirektor einen Theaterdirektor spielt

Krefeld · Im Schwank „Der Raub der Sabinerinnen“ ist Generalintendant des Gemeinschaftstheaters Krefeld/Mönchengladbach, Michael Grosse, in einer besonderen Rolle zu sehen.

Michael Ophelders (v.l.) als Professor Martin Gollwitz und Michael Grosse als Theaterdirektor Striese.

Foto: Matthias Stutte

Es ist ein großes Glück, sowohl für ein Theater als auch für das Publikum, wenn der Theaterdirektor selbst Schauspieler ist. Und nicht nur weiß, wie Theater funktioniert, welche Rahmenbedingungen herrschen, sondern auch jene besondere Luft zu Genüge geschnuppert hat, die es so nur auf der Bühne gibt. Generalintendant Michael Grosse ist eben so ein Theaterdirektor. Und einen Theaterdirektor, der dann einen Theaterdirektor spielt, spielt er auch an seinem Theater – dem Theater Krefeld und Mönchengladbach – in der Komödie „Der Raub der Sabinerinnen“, der in der Regie von Thomas Goritzki schon 2019 Premiere in Mönchengladbach feierte. Der im Tempo angepasste Schwank von Franz und Paul von Schönthan aus dem Jahr 1883 wird nun – nach einer coronabedingten Zwangspause – am Krefelder Haus übernommen. Und kann hoffentlich am Donnerstag, 30. Dezember, Premiere feiern.

Die heimliche Geliebte ist
das Theater selbst

Regisseur Goritzki und Dramaturg Martin Vöhringer halten große Stücke auf die Komödie, die sie stilistisch in der unverfälschten ästhetischen Sprache der Vorlage auf die Bühne bringen, und von dessen weiteren Bedeutungsschichten sie in höchsten Tönen schwärmen. Der Stoff sei reizvoll, denn im Gegensatz zu anderen Werken dieses Genres sei er so gestrickt, dass die heimliche „Geliebte“ des Hausherrn, Gymnasialprofessor Gollwitz (verkörpert von Michael Ophelders), hier nicht eine attraktive junge Frau, sondern das Theater selbst ist. Dies führt zu „Liebesverwicklungen“ anderer Art.

Es geht um eine Wanderbühne, dessen Direktor Emanuel Striese gespielt von Grosse ist, um ein Stück für die Schublade „Der Raub der Sabinerinnen“, eine Römer-Tragödie, die der Lehrer Gollwitz früher mal verfasste, es geht um Theater und wie Theater um das Überleben kämpft – um Theatermenschen im Kontrast zu einer bürgerlichen Welt. Doch wo steckt mehr Schein drin, in der Theaterwelt oder der scheinbar scheinlosen Scheinwelt der geordneten Regeln des auslaufenden 19. Jahrhunderts, die aber viel mehr Schein als Sein ist?

Und es geht in dem Stück – wie in jeder guten Komödie, wie die Macher betonen – um viele Türen. Ja, diese sind essenziell, um verschiedene „Welten“ miteinander in Diffusion treten zu lassen. Und um Tempo zu erzeugen; denn langweilig soll dieses Stück, das von Heiko Mönnich ausgestattet wurde, nicht werden. Unterhaltung, der Wunsch, das Publikum zum Lachen zu bringen – ja, aber mit dem Impetus in die Seele von Theatermenschen hineinblicken zu können, scheint der Anspruch, dieser vor Corona entstandenen und nun auch so gespielten Produktion. Man darf gespannt sein, wie die Wiederbelebung dieses etwas aus der Zeit gefallenen Stückes gelingt.