Rätsel hinter dem Spiegel

Brigitte Baldauf malt Naturbilder, die sich von jeder Idylle fernhalten.

Krefeld. Ein Bild zeigt den Deuß-Tempel im verschneiten Stadtwald. Dass es nicht um eine idyllische Winterlandschaft geht, liegt an der Künstlerin. Die Arbeiten von Brigitte Baldauf, die derzeit in der Galerie Meta Weber zu sehen sind, zeigen weit mehr als gefällige Landschaften. „Mich interessieren die Strukturen, aus ihnen bauen sich meine Bilder auf“, sagt Baldauf selbst.

So verwundert es nicht, dass die 1960 in Neuss geborene Künstlerin mit abstrakter Malerei begonnen hat. Doch inzwischen findet sie viele Strukturen, die sie faszinieren, in der Natur. Speziell Spiegelungen in stehenden Gewässern haben es ihr angetan. Diese dunklen, eher unscheinbaren kleinen Teiche findet sie spannender als das Meer. „Die Meeresoberfläche ist viel zu unruhig, da spiegelt sich nichts.“

Von den früher benutzten Acrylfarben ist sie inzwischen auf eine mehrschichtige und brillant strahlende Ölmalerei umgestiegen. Für die Motive, die sie auf die Leinwand überträgt, benutzt Baldauf meist Fotos als Vorlage. Die Komplexität der Spiegelungen lasse sich nicht aus dem Gedächtnis malen.

Ein über zwei Meter langes Querformat, das auch auf der Einladungskarte abgebildet ist, zeigt ein fantastisches Panorama von Baumstämmen und Pflanzen, die sich im Wasser spiegeln. Betrachtet man einzelne Partien der geheimnisvollen, schillernden Formen, die sich in Unschärfe verlieren, erkennt man unterschiedliche Abstraktionsgrade. Zugleich geht eine sogartige Tiefenwirkung von diesem Bild aus.

Auch beim Winterbild aus dem Stadtwald lassen die vereisten Wasserpartien tiefer liegende Schichten nur erahnen und machen sie dadurch umso faszinierender. „Auch beim Menschen interessiert mich, was sich unter der Oberfläche befindet“, sagt die Künstlerin.

In den Naturbildern, die eben vorrangig keine sind, stellt sie spannende Bezüge dazu her. Zugleich baut Baldauf in viele Bilder fremde Elemente ein, die zunächst wie Störfaktoren wirken. Da irritiert eine leuchtend blaue Plastiktüte am Ufer, ein mit Seilen verknotetes Bündel gibt Rätsel auf. Mit diesen Elementen bricht Baldauf immer wieder die Sehgewohnheiten.

Aus der üppigen Fülle auf der einen und der Reduktion auf wenige, manchmal fast grafische Formen auf der anderen Seite entsteht ein raffiniertes Wechselspiel, das das Auge immer wieder herausfordert.

Auf einer Serie kleiner Bilder isoliert Baldauf einzelne, meist pflanzliche Formen. Dabei entwickeln sie ein starkes Eigenleben, losgelöst von jeder konkreten Bedeutung.

Blumentalstraße 2, Mi. 18-21 Uhr, So., 11-14 Uhr. Bis 21.Januar. Parallel stellt Baldauf in Emmerich und Neuss aus.