Reise in die Besessenheit
Bei der Oper „Pique Dame“, die am Samstag Premiere feiert, geht es um unerfüllte Liebe und verhängnisvollen Spieltrieb.
Krefeld. Spielleidenschaft kann zum Verhängnis werden: Davon erzählt die Oper "Pique Dame", die heute erstmals am Stadttheater zu sehen ist - eine Premiere im doppelten Sinn. Tschaikowskys Oper wird zum ersten Mal überhaupt in Krefeld gespielt und in russischer Originalsprache (mit deutschen Übertiteln) gesungen.
"Das war für die Sänger eine riesige Herausforderung", erzählt Generalmusikdirektor Graham Jackson. Monatelang übten sie mit einem russischen Lehrer die richtige Aussprache. Für Jackson ist es undenkbar, dieses "so durch und durch russische Werk" in einer Übersetzung zu singen.
Für die Handlung griffen Tschaikowsky und sein Bruder Modest, der das Libretto verfasst hat, auf eine Novelle von Puschkin zurück. Unerfüllte Liebe, gesellschaftliches Außenseitertum und eine Leidenschaft für das Kartenspiel, die in den Wahnsinn führt, sind die Themen einer Geschichte, die sich dramatisch zuspitzt.
"Das ist eine Reise in die Besessenheit", beschreibt Regisseur Francois de Carpentries den Weg des jungen Offiziers German, der auf der verzweifelten Suche nach seinem Glück ist. Immer mehr verstrickt er sich in den Wahn, mit Hilfe dreier magischer Karten Liebe und Reichtum zu gewinnen. Am Schluss setzt er buchstäblich alles auf eine Karte - mit verhängnisvollem Ausgang.
Im Gegensatz zu Puschkin, wo die Entwicklung mit kühler Logik wie ein Krankenbericht geschildert wird, sei die Oper vielschichtiger, sagt der Regisseur. Vieles spiele sich im Kopf Germans ab, wobei sich Traum und Wirklichkeit, verrückte und logische Elemente vermischen. Bühnenbildner Siegfried E. Mayer hat dafür eine Szenerie geschaffen, in der Vergangenes und Gegenwärtiges sich verbinden. "Es ist ein gewesener, zerstörter Raum, in dem die glanzvolle Vergangenheit noch präsent ist", sagt Mayer.
Einen hypernervösen Grundton kennzeichnet die Musik. Sie ist vom sprunghaften Wechsel der Emotionen gekennzeichnet und zitiert mit Passagen, die an Mozart erinnern, die alte Zeit. "Die Handlung wird linear erzählt, das Okkulte steckt in der Musik", erklärt Dramaturgin Ulrike Aistleitner. Den Theaterbesuchern steht wohl ein abwechslungsreicher Opernabend bevor. In der Premiere singen in den Hauptrollen Timothy Simpson (German), Kerstin Brix (Gräfin), Janet Bartolova (Lisa) und Mikael Babajanyan (Fürst Jeletzki).
Für die Premiere gibt es noch einige Karten. Fünf weitere Termine bis Mai. Tickets unter Ruf 805 125.