Restaurator: Gefühl für feine Züge
Rolf Pütz stellt einen 200 Jahre alten Tisch des berühmte Tischlers Roentgen wieder her.
Krefeld. China, das Reich der Mitte, hat in regelmäßigen Abständen großen Einfluss auf die europäische Kultur genommen. Beispiel dafür ist ein Beistelltisch aus der Zeit um 1771, den der damals überaus berühmte Abraham Roentgen (1711-1793) in seiner Werkstatt fertigte. Der Krefelder Restaurator Rolf Pütz hat diesen Tisch jetzt aufgearbeitet - ein feines Stück Tischlerarbeit.
Roentgen war Sohn eines Tischlers aus Mülheim, verbrachte seine Gesellenjahre im holländischen Den Haag und ging in den 1730er Jahren nach England. Dort lernte er eine ganze Menge kennen: etwa die britischen Möbelformen oder die exotischen Materialien, beides von dem riesigen Kolonialgebiet des Empire geprägt. Er führte eine höchst erfolgreiche Werkstatt mit Aufträgen des französischen Königs oder Katharina der Großen. Auch für den Krefelder Seidenfabrikanten von der Leyen war er tätig: Zwei Teetische aus Kirschbaum mit Mahagonifuß gibt es noch. Die Besitzerinnen aus Costa Rica und den Niederlanden können ihren Stammbaum auf den Mennoniten Peter von der Leyen zurückführen.
Das Tischchen in der Werkstatt Schleifenbaum zeigt eine Szene am Quai, mit zwei Jungen, einem Angler und einer Dame mit Sonnenschirm. Zur Komposition gehört auch eine Palme. "Das Schwierigste beim Restaurieren waren die Gesichter, denn sie waren fast abgeschliffen", erzählt Inhaber Rolf Pütz. Also hat er genau recherchiert , damit die Gesichter zum exotischen Schauplatz passen.
Nun tragen die Figuren feine orientalische Züge. Die Farben, die dieses Holz mal hatte, hat Pütz nicht wieder hergestellt. Die Zeit hat die Farben matt werden lassen, und dabei ist es geblieben.
Und wenn man die Schublade ein bestimmtes Stück herauszieht, kommen an der Seite noch zwei kleine Laden zum Vorschein: In jener Zeit hatte jedes gute Stück noch ein kleines Geheimnis. Der Besitzer des kleinen Tischchens ist Sammler, und wenn Rolf Pütz es ihm nach Hause bringt, wird er sicher wieder einen neuen Auftrag mit nach Krefeld bringen.