Schlussapplaus: Ralf Beckord – ein Theater-Vagabund will er nicht sein
Ralf Beckord verlässt nach zehn Jahren in Krefeld die Bühne. Ihm liegen schwierige politische Stücke.
Krefeld. Er neigt den Kopf ganz leicht, ruft sich im Stillen seinen Text aus "Dantons Tod" in Erinnerung - und schon spürt man wieder die ganze Spannung seines Robe-spierre. Ralf Beckord hat diesen Revolutionär erfasst. Den Mann und den Freund, den politischen Menschen in seinen Konflikten.
Ralf Beckord mag schwierige, politische Stücke wie "experiment. prisoner 819 did a bad thing" oder "Fahrenheit 451". "Dafür bin ich doch Schauspieler geworden", sagt er. Und erzählt davon, wie er sich in den Robespierre hineingegrübelt hat, nachts auf einer Parkbank.
Aber genauso wichtig wie die eigene Gedankenarbeit ist das Zusammenspiel im Ensemble: "Ein Stück entsteht auf der Probe - mit manchen Kollegen passiert dann etwas." Wie auch jetzt bei der Vorbereitung zur Bühnenfassung der "Buddenbrooks". Bernarda Horres führt Regie, mit ihr arbeitet er gerne: "Sie weiß, was sie fordern kann."
In dem Stück gibt Beckord den Grünlich, eine tragikkomische Figur. "Bernarda Horres schafft in ihren Inszenierungen eine hohe Dichte, Emotionalität und auch Form - darauf muss man sich ganz extrem einlassen", sagt Beckord.
Der 48-Jährige mit dem raspelkurzen Haar kam erst als Jugendlicher auf die Idee, Schauspieler zu werden. Ein Freund hatte ihn zu einem Jugendtheater mitgenommen. Beckord musste sofort mit auf die Bühne und hatte seinen Beruf gefunden. Sein Handwerkszeug hat er ein paar Monate in der Hochschule für darstellende Kunst in Saarbrücken gelernt: "Da ging es vor allem um Atemtechnik." Dann wechselte er zum Max-Reinhardt-Seminar nach Wien.
Ursprünglich stammt Beckord aus Sindelfingen bei Stuttgart, das hört man aber nur, wenn er aus Jux ein bisschen schwäbelt. In reinem Hochdeutsch erinnert er sich voller Freude an das Krefelder Publikum. "Einmal", sagt er, "gab es keinen einzigen Zwischenapplaus bei ’Amadeus’, und wir waren ratlos auf der Bühne. Bis das Publikum am Ende in Begeisterung explodierte!"
Ralf Beckord spricht gerne über das Theater - "Krefeld hat nicht den Ruf, den es verdient." - und über seine Rollen: "Die Grönholm-Methode war das Beste!" Wenig redet er über seine Zukunft. "Ich bin ungern Vagabund." Schließlich sind bei einem Umzug in eine andere Stadt auch Ehefrau und Sohn betroffen. Aber dann wischt er den Gedanken beiseite und überlegt sich ein besonders schräges Motiv für den WZ-Fotografen - den Eingang zur Unterbühne. Die Welt dahinter liegt im Dunkeln - doch das macht Ralf Beckord keine Angst.
Letzte Premiere am 12. Juni, letzte Vorstellung am 16. Juli, jeweils mit "Die Buddenbrooks".