Sinfoniker entfachen einen Sternenwind
Gewagtes Programm im 6. Sinfoniekonzert stößt auf Begeisterung.
Krefeld. Das 6. Sinfoniekonzert war das gewagteste der Saison — und auch die größte musikalische Entdeckung. „Man muss gar nicht an die Met nach New York fahren, auch in Krefeld gibt es große Musikereignisse“, sagte eine Zuhörerin am Dienstagabend.
Als „mutig“ bezeichnete es auch Konzertpädagogin Eva Ziegelhöfer, „drei Zeitgenossen in ein Programm zu packen“. Das Mönchengladbacher Festival Ensemblia für moderne Musik gab dafür den Ausschlag.
In ferne Galaxien, zu Planeten und anderen Himmelskörpern ging die musikalische Raumfahrt im Seidenweberhaus. György Ligeti (1923-2006) schafft seine „Atmosphères“, die 1961 uraufgeführt wurden, durch Klangflächen. Die Streicher beginnen mit schwebenden Klängen, einem fast meditativen Flirren. Man meint, im Hintergrund ein Ufo vorbeifliegen zu hören, dann kommt ein „Bienenschwarm“ kleiner Himmelskörper, es folgen blecherne Klänge und Schiffssirenen — Rush hour auf der Milchstraße? Ein Sternenwind säuselt. Es ist spannend zu erleben, welch fein differenzierte und exotische Klänge ein klassisches Sinfonieorchester produzieren kann.
Bei Claude Viviers (1948- 1983) „Orion“ verstärkt sich der Eindruck, dass diese Musik für „Kino im Kopf“ sorgt. Der Kanadier hat bei seiner Komposition ein Bein auf der Erde, denn zu sphärischen Klängen gesellen sich Impressionen des balinesischen Gamelanspiels. Mit einem langen Applaus wird das Orchester um Generalmusikdirektor Mihkel Kütson in die Pause entlassen.
Danach wird es nicht nur klanglich bunt bei Gustav Holsts (1874-1934) „The Planets“. Zu der Programmmusik aus den Jahren 1914/16 hat Peter Issig eine Videografik geschaffen, die ebenfalls ins Weltall führt. Die Planeten präsentiert der englische Komponist als Ausschnitte einer musikalischen Astrologie und Bewohner des antiken Götterhimmels. Mars kommt marschartig daher, Venus steht für das Schöne mit idyllischen Geigen- und Cellopassagen. Den musikalischen Nachtrag dazu liefert Colin Matthews (geb. 1946) mit „Pluto“, der bei Holst fehlt — er wurde erst 1930 entdeckt. Langer Applaus.
Weiterer Termin: Freitag, 20 Uhr, Seidenweberhaus. Karten: Tel. 805 125.