Plakate Street-Art zeigt Krieg in Krefelds Straßen
Die Gruppe Mer23 hat in Krefeld zahlreiche Plakate angebracht. Die Stadt zeigt sich offen für die Kunst.
Krefeld. Wer mit offenen Augen durch Krefelds Straßen läuft, kann sie kaum übersehen. Am Platz an der Alten Kirche blickt einem ein Gesicht mit scheinbar erstarrtem Blick von den Wänden eines Hauses entgegen. Ist dieser Mensch traurig oder verzweifelt, was will er dem Betrachter sagen? Die Internetseite www.23mer.de verrät, das im Jahr 2013 die ersten Plakate dieser Art in Krefeld aufgehängt wurden und mittlerweile auch Werke in Hamburg oder Barcelona hängen.
Es finden sich jedoch keine Infos zu den Urhebern. Das soll aus zwei Gründen so bleiben. Auf der einen Seite wolle die Gruppe anonym sein, um möglicher strafrechtlicher Verfolgung zu entgehen. Es gibt wohl die Sorge, wegen Sachbeschädigung angezeigt zu werden. Auf der anderen Seite sei es „das Schöne, dass man als Person im Hintergrund bleibt“, teilt einer der Akteure per Mail mit. Es sei eine „gute Sache, dass es Dinge gibt, die öffentlich stattfinden, die Person dazu aber irrelevant ist“.
Eine Reihe von Plakaten zeigt grob gezeichnete Fernseher, auf deren Bildschirmen verfremdete Fotos von Kriegsgeschehnissen zu sehen sind, die tagtäglich in den Nachrichten um die Welt gehen. An der Ecke Neue Linner/Dießemer Straße ist das verfremdete Bild eines verletzten Kämpfers im Syrienkrieg zu sehen.
Trotz harter Themen gebe es kein ideologisches Konzept hinter den Bildern, um den „mahnenden Zeigefinger zu erheben“, heißt es von der Gruppe. Im Kern seien es einfach „starke Bilder, die es wert sind, verarbeitet und weiterentwickelt zu werden“. Die Werke aus Papier seien im Vergleich zu Graffiti leicht zu entfernen. Bevorzugt werden Wände, „die nicht zu sanierten Objekten gehören und eine gewisse originelle, authentische Atmosphäre haben“.
Mit Kleister wurden sie nicht, wie zu vermuten ist, in Nacht-und-Nebel-Aktionen angebracht. Mit einer „gewissen Selbstverständlichkeit“ sei das am Morgen oder Vormittag am „angenehmsten“. Es sei „unauffälliger, sich unter das Alltagsleben im Hellen zu mischen, als mit Kapuze über dem Kopf mitten in der Nacht mit Kleistereimer und Pinsel durch die Gegend zu turnen“.
Auf unterschiedliche Weise bekomme die Gruppe meist positive Rückmeldungen. Street-Art habe den Vorteil, dass das Publikum nicht, wie im klassischen Kulturbetrieb, aus verschiedenen Gründen begrenzt sei. Alle Passanten seien potenzielle Betrachter. „Die Bilder finden im Alltag statt, beim Einkaufen, auf dem Weg zur Arbeit, beim Spazierengehen. Das ist viel natürlicher als eine Ausstellung.“
Auch wenn beispielsweise ein Plakat an der Hansastraße abgekratzt wurde, bestehen andere Werke seit drei Jahren, haben scheinbar ihren Platz in Krefeld gefunden. Was sie dem Betrachter sagen oder nicht, kann jeder selbst entscheiden.