TAM: Klangwelt voller Wunder
Die ganze Spielzeit im Theater am Marienplatz ist John Cages Werken gewidmet. Ein komplett anderes Musikerlebnis.
Krefeld. Es erklingen bauchige Glasvasen, Taschenausgaben von Fremdwörterbüchern, Teile aus Gummi, später dann doch auch Trommeln und Klanghölzer, schließlich verschiedene Glocken, Bremsscheiben, Gongs. Drei Stücke für Perkussion stehen auf dem Programm des Fischelner Theaters am Marienplatz (TAM) im Januar. Als Prolog vorangesetzt, als Epilog angefügt, und auch noch als Zwischenmusik spielt Hausherr Pit Therre das Klavierwerk „Perpetual Tango“. Alle Kompositionen stammen von John Cage (1912-1992), dem das TAM die ganze Spielzeit widmet.
Das erste Perkussionsstück ist „Slow“, ein Satz aus der Komposition „Quartet“ von 1935. Gereon Bründt, Stefan Hölker, Stefan Otto-Bach und Therre führen aus. Die nur dem Anschein nach simplen Figuren der einzelnen Spieler verschmelzen zu einem komplizierten Ganzen. Rhythmische Mantras aus trockenen Schlägen auf Büchern und Gummi und langen Glockentönen der Vasen verschränken sich zu einem Mantra-Gewirr.
„Allegro“, „March“ und „Waltz“ sind die Sätze von „Trio“, einer Komposition aus dem Jahr 1936. Therre, Hölker und Björn Kiehne sind hier die Ausführenden. Bei diesem Stück kommt durch die Unterschiedlichkeit der Sätze mehr Dynamik ins Spiel, nicht nur wenn Hölker auf der Basstrommel zu einem Wirbel ansetzt.
Das letzte Werk ist „Double Music“, ein Stück das Cage 1941 zusammen mit Lou Harrison komponierte. Eigentlich ist das Werk als Quartett gedacht, doch da ein Ensemblespieler erkrankt war, konnte man es jetzt bei der TAM-Premiere nur als Trio von Therre, Hölker und Kiehne hören.
Es mag am metallenen Instrumentarium aus Glocken, Gongs und so fort liegen, doch Cage erinnert mit diesem Werk, ob nun beabsichtigt oder nicht, an die Klangwelt balinesischer Gamelanmusik.
Mit „Perpetual Tango“ ist dem Abend ein dürr klingendes Rückgrat eingezogen. Cage hat hier eine Vorlage von Erik Satie (1866-1925) auf die Rhythmik reduziert, die Repetition einzelner Töne verweigert jegliche Melodik.
Ein interessanter Abend, eine asketische Klangwelt voller kleiner Wunder weit jenseits dessen, was uns als Musik im Alltag umgibt.
Weitere Aufführungen: 11., 18., 25. Januar, 22 Uhr.