Altarbild: Eine Mischung aus alt und neu
Stadtarchivar Olaf Richter hat ein Altarbild aus dem 17. Jahrhundert ersteigert.
Krefeld. „Du musst unbedingt mal bei Lempertz gucken“, sagte ein Freund zu Olaf Richter, „das wird Dich interessieren!“ Und so war’s, denn der Leiter des Stadtarchivs fand bei dem Kölner Auktionshaus das Bildnis eines Mannes, mit dem er sich jahrelang beschäftigt hatte.
Auf einem Altarbild aus dem Barock ist Petrus Simonius Ritz zu Etgendorf abgebildet. Der Mann war Stifter des Altars in der Stiftskirche zu Jülich. Er und seine Familiengeschichte sind Thema der Doktorarbeit von Olaf Richter. „Ich war sehr bewegt, als ich diesen Mann plötzlich sah, mit dem ich Jahre meines Lebens beschäftigt war“, sagt Richter. Im Jahr 2000 hatte Richter seine Doktorarbeit eingereicht, in der vergangenen Zeit aber immer noch weiter daran gearbeitet. Nun sind es 700 Seiten, die 2013 publiziert werden sollen.
Bei Lempertz nun standen der rechte und der linke Flügel eines Altars zum Verkauf. 1602 wurde er gestiftet. Links ist der Stifter mit seinen beiden Söhnen zu sehen. „Kaspar war ein Rabauke, aus dem nicht so richtig was geworden ist“, sagt Richter, „und der jüngere, Peter, ist mit 17 Jahren in einen Orden eingetreten — ohne die Zustimmung des Vaters.“ Ritz heiratete zweimal: Auf dem rechten Flügel sind beide Ehefrauen zu sehen. Blass die erste, geliebte Frau, daneben die zweite. Mit ihr hatte er keine weiteren Kinder.
Von Martin Lersch, einem befreundeten Künstler, der lange in Krefeld lebte, ließ Richter sich ein Mittelteil für sein ersteigertes Bild malen. „Meine Grundidee war, aus der Kunstgeschichte zu zitieren“, sagt Lersch.
Also kann der Kenner Rubens wiederfinden und Beuys, den französischen Expressionisten Rouault oder Francis Bacon. Ein Zettel im Bild gibt Aufschluss über den Anlass zur Herstellung des Kunstwerkes, dieser gibt nämlich die Handschrift von Petrus Simonius Ritz wieder. „Ich entdecke bei jeder Betrachtung etwas Neues in meinem Bild“, sagt Olaf Richter, der den Kontrast zwischen alt und neu sehr schätzt.