Klangkörper aus Krefeld: Trommeln aus einem Guss
Jo Kirchhoff produziert in Krefeld hochwertige Schlagzeuge aus Acryl. Dabei verzichtet er auf das herkömmliche Verfahren, Materialschichten zu verkleben.
Krefeld. Neben Schlagzeugern und ihren Instrumenten hat Jo Kirchhoff in seinen Zeiten als Amateurbassist öfter gestanden, aber eines Tages hatte er ein Aha-Erlebnis. Der Kollege aus der Rhythmus-Abteilung spielte da etwas ganz Feines, zumindest optisch.
Es war ein Schlagzeug aus Acryl, das Kirchhoff sofort faszinierte. Doch der Klang des äußerlich attraktiven Instruments war eher mäßig. Heute baut Kirchhoff Schlagzeuge aus Acryl, die gut aussehen — und auch noch gut klingen.
Kirchhoff hat Betriebswirtschaftslehre studiert. Seine ersten Berufsjahre hat er in der Werbebranche verbracht, aber offenbar hat ihn der Gedanke an das schöne Instrument, das schlecht klingt, länger verfolgt — und er hat Ursachenforschung betrieben.
Die herkömmliche Acryl-Trommel wird aus Platten hergestellt, die zu einem Zylinder verklebt werden. Die Platten werden gebogen und mit einem Fixierstreifen verklebt. Da Acryl ein thermosplastisches Material ist, hat es jedoch die Tendenz, wieder zum Ursprungszustand zurückkehren zu wollen. Daraus resultiert ein ungenügendes Resonanzverhalten.
Kirchhoff hatte die Idee, die Rohlinge für die Trommel gleich in einem Stück zu gießen, das heißt, ohne mehrere Schichten, deren Verklebung und Verschweißung zu arbeiten. Mit einem Chemiker entwickelte er über ein halbes Jahr als Basisprodukt ein spezielles Acryl-Granulat, das in Gussformen zu den Trommelrohlingen verarbeitet werden kann.
Zwei Jahre später, das war dann 2006, meldete Kirchhoff seine Firma an: Kirchhoff Schlagwerk. Bis 2011 residierte die Produktion in Fichtenhain, heute arbeitet Kirchhoff im Krefelder Norden. Die Trommelrohlinge lässt Kirchhoff in ihm gehörenden Formen in Italien gießen, in Krefeld findet dann die hochwertige Endverarbeitung statt.
Bassdrums, Hänge- und Standtoms sowie Snaredrums werden hier mit Spannreifen und Stimmböckchen ausgestattet, die Kirchhoff nach eigenem Design in Taiwan herstellen lässt. Dafür müssen die empfindlichen Rohlinge mit Bohrlöchern und einer Gratung versehen werden. Zusammen mit drei Mitarbeitern stellt Kichhoff pro Jahr etwa 250 Drumsets her. Auf den Fellen der Trommeln prangt als Logo ein kleines „k“ im Kreis.
Neben transparenten Acryl-Sets in verschiedenen Tönungen produziert Kirchhoff auch nicht transparente Trommeln in verschiedenen Farben. Dazu wird das Acryl mit entsprechenden Folien laminiert. Als hochwertige Ergänzung zur Acryl-Linie sind Trommeln aus Holz hinzugekommen. Walnuss und das Edelholz Bubinga sind hierbei das Material.
Professionelle und semiprofessionelle Drummer sind die Zielgruppe für die Instrumente, und Kirchhoff kann sich immer noch am eigenen Produkt erfreuen: „Wenn ein fertiges Set bei uns in der Halle steht, frisch gestimmt, bin ich jedes Mal aufs Neue stolz auf den wunderschönen Klang.“