„Teufels-Cellist“ im Rittersaal

Valentin Radutiu begeisterte als Solocellist in der Serenade auf Burg Linn.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Eine wesentlich kleinere Zahl an Besuchern wollte am Freitag auf Burg Linn erleben, ob ein einzelnes Violoncello einen ganzen Konzertabend füllen könnte. In Kooperation mit Bayer Kultur sollte Valentin Radutiu (Jahrgang 1986) im Rittersaal diesen Beweis antreten.

Für Cellisten mit dem Wunsch, als „einsamer“, das heißt nicht von anderen Musikern begleiteter Solist ein Konzert zu gestalten, gibt es bereits im Vorfeld das Problem, dass die Auswahl an entsprechender Musikliteratur nicht gerade üppig ist. Zu den wenigen Komponisten, die für Cello solo geschrieben haben, gehört Johann Sebastian Bach. Aus dieser guten Tat für einsame Cellisten hatte sich Radutiu die Suiten Nr. 1 und Nr. 3 auf sein Programm gesetzt.

Die Suiten bestehen aus einer Folge von barocken Tänzen, die jedoch in der künstlerisch verfeinerten Version von Bach nicht als praktische Tanzmusik zu verstehen sind. Schon das erste Prélude kommt leichtfüßig und elegant daher. In der Allemande steigert sich das Ganze zu einer gehauchten Leichtigkeit, die bei diesem doch relativ großen Instrument überrascht.

Radutius sensibles Spiel zieht das Publikum in den Bann, es ist so mucksmäuschenstill im Rittersaal, dass eine Eigenart seines Spiels unangenehm auffällt: Man kann deutlich das Klopfen der Finger auf dem Hals des Instruments hören. So viel Percussion bei einem filigran präsentierten Bach irritiert bisweilen. Bei seiner Interpretation der Suite Nr. 3 darf er die Virtuosität noch steigern. Zeitweise kann man den Eindruck gewinnen, zwei Instrumente würden gespielt.

Für den zweiten Teil seines Konzerts hat Radutiu die Sonate für Violoncello solo op.8 von Zoltán Kodály (1882 - 1967) ausgewählt. Eine phänomenale Steigerung im Gegensatz selbst zu den facettenreich präsentierten Bach-Suiten bahnt sich an. Welch breites Spektrum an Klangfarben entlockt er seinem Violoncello!

Überraschende Klänge bietet sein Allegro maestoso ma appassionato besonders in der Höhe; dann folgt ein Adagio — unverkennbar ungarischer Herkunft — voller Gefühl und Leidenschaft und im dritten Satz, einem Allegro vivace, steigert er sich in eine atemberaubende Virtuosität. Sein Cello schlüpft voller Temperament in verschiedene Instrumentenrollen.

Für das Erlebnis dieser Kodály-Sonate allein und die Vorstellung eines „Teufels-Cellisten“ hätte sich der Weg schon nach Linn gelohnt. Die Bravorufe und der begeisterte Applaus zeigten dies auch.