Schauspiel Schnitzlers „Reigen“ als Stream-Premiere
Krefeld · Maja Delinićs Inszenierung des Skandalstücks von Arthur Schnitzler ist digital am 15. und 22. Mai zu erleben.
Was passt besser in den Frühling als ein Reigen? Allerdings geht es bei dem Reigen, den das Theater Krefeld und Mönchengladbach am 15. und 22. Mai streamen wird, um mehr. Um deutlich mehr, als um, vielleicht in weißem Leinenkleidchen nach frischen Blumenparfum duftend in einer hellsepia gefärbten Idylle bei sanft-bäuerlicher Musik, dem Rundtanz zu frönen. Regisseurin Maja Delinić, die schon mit Tschick und Nipple-Jesus ihren überzeugenden Stil unter Beweis stellen konnte, inszeniert Arthur Schnitzlers seinerzeit skandalträchtigen „Reigen“. Ein Stück, das noch im 19. Jahrhundert entstand und nach seiner Uraufführung 1920 zu mehreren Theaterskandalen und sogar einem Prozess führte, der in einem unsäglichen Aufführungsverbot mündete.
Und worum geht es in dem Werk, das für so viel Furore sorgte – wohl nicht edelsinnigen Gesellschaftstanz? Es geht um Erotik, um einen Reigen der Geschlechter. Es sind zehn Begegnungen, und bei jeder Begegnung geht es um „das Eine“, wie es im Ankündigungstext des Theaters so schön artig heißt. Das besondere: Jede Szene ist mit der folgenden durch eine Figur verbunden. Ein Rundtanz der besonderen Art, der aber mehr ist als nur eine Studie über die Lust. Das Theater betont auch die „scharfsinnigen Beobachtung der Geschlechterverhältnisse durch alle Schichten der Gesellschaft hindurch“ – und das ist auch von der Inszenierung zu erwarten.
Die Probenfotos versprechen einen postmodern anmutenden Spaß, der zwischen Ironie und Melancholie changieren könnte. Uns erwarten eindrucksvolle Bilder (Bühne: Ria Papadopoulou, Kostüme. Janin Lang und Choreografie Pascal Merighi). Natürlich alles Corona-konform; aber darin, die Atmosphäre von Schnitzlers Stück somit in die doch speziellen Rahmenbedingungen des „Heute“ zu übertragen, mag auch ein zentraler Reiz dieser Aufgabe, auch für das Ensemble des Schauspiels, liegen.
Tickets zum Einheitspreis von zehn Euro sind online buchbar – „so, wie normalerweise Tickets gekauft werden können, indem der Vorstellungstermin angeklickt wird“, heißt es vom Theater. Stream-Premiere am 15. Mai, 19.30 Uhr.