Kultur Theater-Premiere: Der Kampf um das reine Gewissen
Mit Dostojewskis „Schuld und Sühne“ feiert das Theater Krefeld am kommenden Samstag um 19.30 Uhr eine weitere Premiere.
Krefeld. Sankt Petersburg, 1860. Zwei Frauen sterben in der russischen Metropole, der Täter kann unerkannt entkommen. Er wiegt sich aufgrund einer Aneinanderreihung von glücklichen Umständen in Sicherheit. Sein Gewissen ist rein, obwohl er die Grenze des moralisch und rechtlich Legitimen überschritten hat.
Denn für den verarmten, aber brillanten Jura-Studenten Rodion Raskolnikow steht fest, dass es dem „großen“ Menschen erlaubt ist, „lebensunwertes“ Leben zu vernichten, um „lebenswertes“ zu erhalten. Der Mord an einer alten Pfandleiherin, die in seinen Augen „nicht besser als eine Laus“ ist, und deren halbirrer Schwester, um mit dem geraubten Geld sein Studium und sein weiteres Leben zu finanzieren, ist für ihn vertretbar.
Doch mit der Zeit meldet sich Raskolnikows Gewissen (Anmerk. d. Redaktion: „Raskol“ bedeutet auf russisch „Spaltung“). Es beginnt ein aufwühlender Kampf gegen seine bisherigen Überzeugungen, an denen vor allem die tiefreligiöse Prostituierte Sonja rüttelt.
Fjodor M. Dostojewskis (1821 bis 1881) 800 Seiten umfassendes Werk „Schuld und Sühne“, das aus dem Jahr 1866 stammt, ist laut Thomas Mann „der größte Kriminalroman aller Zeiten“.
Im Mittelpunkt der Theaterfassung des polnischen Film- und Theaterregisseurs Andrzej Wajda, die er 1986 für die Berliner Schaubühne erstellte, stehen die von Untersuchungsrichter Porfirij Petrowitsch klug durchgeführten Verhöre Raskolnikows und dessen Begegnungen mit der Prostituierten Sonja, die ihm einen Ausweg aus seinem seelischen Dilemma weist. In den drei Hauptrollen des von Matthias Gehrt inszenierten Klassikers stellen sich drei neue Schauspieler am Theater Krefeld vor: Philipp Sommer als Raskolnikow, Anna Pircher als Prostituierte Sonja und Michael Ophelders als Porfirij Petrowitsch. Mit psychologischem Scharfblick stellt Dostojewski die Frage nach dem Wert menschlichen Lebens und erforscht die Tiefen der Seele, die eine Abkehr von Mitgefühl und Nächstenliebe letztlich nicht zulässt.