Trinkhörner fürsJenseits
Große Trinkgelage gehörten zu den guten Sitten unserer Urahnen.
Krefeld. Die derzeitige Kelten-Ausstellung im Museum Burg Linn gibt viele Hinweise auf Sitten und Gebräuche unserer Urahnen. Mit Beginn der Eisenzeit (um 1000 v. Chr.) setzt eine neue Entwicklung in der Kulturgeschichte der Bewohner in Zentraleuropa ein. Das gipfelt unter anderem in überaus reichen Bestattungen.
Signifikantes Beispiel ist das berühmte Fürstengrab von Hochdorf (Baden-Württemberg) aus dem 6. Jh. v. Chr. Der Fürst von Hochdorf lag in seiner großen Grabkammer auf einer kostbaren Liege aus Bronze, daneben ein vierrädriger Wagen, ein Set von neun reich verzierten Trinkhörnern und ein dazu passendes Set von goldglänzenden Tellern aus Bronze. Auffälligste Beigabe war ein mannshoher Bronzekessel, ein Weinmischgefäß. Der Fürst trank daraus keinen Wein sondern Honigwein. Offenbar wollte er auch im Jenseits ein Gelage mit den Gefolgsleuten feiern.
Solche Feiern - Symposien genannt - sind schon von den Griechen bekannt. Sie dienten meist zur Festigung politisch-gesellschaftlicher Beziehungen, sicher wurden hierbei auch Geschenke getauscht.
Auch in unserer Region könnten solche Zusammenkünfte stattgefunden haben. Dies zeigen zahlreiche Weinmischgefäße, die sich in reichen Gräbern in den Niederlanden und Belgien, aber auch in Siegburg oder Oberempt fanden und in der Linner Ausstellung gezeigt werden. Krefeld am nächsten ist jedoch der Fund zweier Trinkhörner aus Haffen-Mehr am Niederrhein, von denen eines auch als Rekonstruktion zu bewundern ist. Das Trinkhorn ist übrigens keine germanische Erfindung, sondern gelangte von den Griechen über die keltische Kultur erst nach und nach zu den Germanen. Gefallene Krieger kamen an Odins Tafel zum ewigen "Symposium" zusammen.