Tanz Viel Beifall für den Teufel

Das neue Ballett "Teufelskreis" von Robert North überzeugt mit der mitreißenden Choreographie und den Videoanimationen.

Krefeld. Der Teufel bekommt am Ende den meisten Beifall. Alessandro Borghesani ist in „Teufelskreis“ die ganz in Rot gekleidete Figur, die zwischen Mephisto und Intrigant changiert und das Leben einer Familie durcheinanderbringt. Robert North hat dieses Handlungsballett choreographiert und die Musik dazu ausgesucht. Bei der Premiere im Krefelder Theater sind die Besucher schon von der ersten Szene an zu Beifall aufgelegt.

Foto: Matthias Stutte

Zur Wagner-Ouvertüre aus dem „Fliegenden Holländer“ stellt sich zuerst das Ensemble, 20 Damen und Herren, in verschiedenen Zusammenstellungen vor, bis dann die Familie — Vater (Marco A. Carlucci), Mutter (Elisa Rossignoli), Tochter (Irene van Dijk), Sohn (Paolo Franco) und zuletzt der Opa (Luca Ponti) — sich auf einem Sofa reckt und munter miteinander tanzt. Man wechselt von Ballett-Figuren zu freieren Stilen, schließlich wird es rockiger.

Zu Musik von den „Einstürzenden Neubauten“ lässt North mehrere Szenen von Solisten und Ensemble tanzen. So als der Teufel aus dem Fernseher kriecht, die Mutter im Supermarkt trinkt, oder als der Sohn von Dealern verführt wird, aber der Opa eingreift. Auch Krieg kommt vor, als projizierte Bilder und als furiose Tanzfolge. Es gibt eine Schulszene und der Vater muss auch mal mit Aktenköfferchen zeigen, dass er arbeitet. Der Teufel jedoch ist immer dabei.

Und wie das in Familien so ist, die Jugend geht in die Disco, die Eltern streiten und man marschiert auf einer Friedensdemo. Die Tochter stellt ihren Freund vor, ist schon schwanger und gleich ist auch das Baby da. Mehrere Mütter kommen zu einem Bach-Menuett mit großen Kinderwagen auf die Bühne. Herren klettern heraus, die natürlich sofort tänzerisch eingreifen und auch der Opa, zwischendurch gebückt schlurfend und im Rollstuhl sitzend und fast zum „Running Gag“ werdend, ist bald flink auf seinen Beinen. Und das soll es ebenfalls in Familien geben, dass man sich wieder vereint und verträgt.

Der Teufel kommt hinzu, reiht sich ein und schließt den Kreis seines Tuns solistisch auf der Computertastatur tanzend, die im Vordergrund auf den Bühnenboden projiziert ist. Dazu ist Michael Jackson mit „Jam“ zu hören, ein akustisches „Teufelchen“, das diesen „Teufelskreis“ schließt. Bühne und Kostüme sind von Udo Hesse, der eine bunte, an der Gegenwart orientierte lockere Kleidung schuf, die alle Bewegungsfreiheit für Hebefiguren und Pas de deux lässt.

Die Szenen, 17 sind es in den zwei von einer Pause unterbrochenen Akten, werden schnell durch einen Fadenvorhang getrennt, im hinteren Teil gibt es eine erhöhte Ebene, die einen weiteren Spiel-Platz eröffnet. Den alsbald stehend offerierten Beifall des Publikums im voll besetzten Haus nimmt eine Truppe entgegen, die offensichtlich mit Vergnügen tänzerisch brilliert. Die sowohl die elegischen Parts als auch die rockigen Phasen beherrscht und die erzählerische Ebene lässig gestaltet.

Ob dank des Teufels die Welt wieder in Ordnung ist, bleibt offen. Die Krefelder Ballettfreunde mögen eine solche kurzweilige Unterhaltung zu würdigen, zumal sie das tänzerische Niveau kennerisch zu goutieren wissen. So kommen auch Robert North, Udo Hesse und Peter Issig (Videoanimation) mehrmals gerne auf die Bühne und holen, sich artig verbeugend, den ihnen gebührenden Beifall ab.