Vielfalt — auf Papier oder Holz

Die neue Ausstellung im Kunst-Spektrum ist allein der Zeichnung gewidmet.

Foto: Dirk jochmann

Die Vielfalt der Zeichnung ist ab Freitag Thema einer großen Ausstellung im Kunst-Spektrum. Elf Mitglieder der Gemeinschaft Krefelder Künstler zeigen ihre Arbeiten in den sechs Räumen des Hauses an der St. Anton-Straße. Es ist bereits die dritte Folge einer Ausstellungsreihe, die allein der Zeichnung gewidmet ist.

Dass man darunter viel mehr verstehen kann, als Linien auf einem Papier, wird gleich im ersten Raum ersichtlich: Hier ist von jedem der elf Künstler ein Werk zu sehen. Helle Linien mit Aquastift auf dunkler Pappe ergeben bei Peter M. Heeser eine konsequente Form der Reduktion. Holztafeln sind die Grundlage für Karl-Heinz Hemings Sägezeichnungen. Eher als Objekt erscheint das geformte und mit Zeichnungen versehene Papier bei Rita Wilmesmeier. Ein kleines Skizzenbuch von Georg Opdenberg beinhaltet dagegen eine klassische Art des Zeichnens.

In den übrigen Räumen begegnen sich jeweils zwei oder drei künstlerische Positionen. So treten Heesers zurückhaltende Blätter in einen interessanten Dialog mit den vielseitigen Sägezeichnungen Hemings. Der Künstler, der sonst aus Holz Skulpturen schafft, erschafft mit den von der Säge entstandenen Strukturen besondere Effekte. Bei drei Arbeiten bringt er noch Farbe ins Spiel, indem er die Holzflächen vor dem Sägen eingefärbt hat.

Stimmig ist in der oberen Etage der Raum, den Czaja Braatz, Ingeborg Schmidthüsen und Peter M. Hasse mit ihren Kunstwerken bespielen. Klavier heißt der Zyklus von Braatz, der den Eindruck von Spannung und Leichtigkeit des Instruments in zarte Zeichnungen auf Japanpapier überträgt. Auch Schmidthüsen hat das Thema Klavier aufgegriffen. In Tusche auf Büttenpapier hat sie mit fiktiven Takt- und Tonfolgen auch optisch reizvolle, eigene Kompositionen geschaffen.

Zu diesen musikalischen „Erzählungen“ passen die ebenfalls kleine Geschichten erzählenden feinfühligen Zeichnungen von Peter M. Hasse perfekt. Geschichten aus dem Augenblick heraus zeigen auch einige Reiseskizzen von Georg Opdenberg im nächsten Raum. Der Künstler findet die Motive, die ihn interessieren, nicht nur in der Ferne, sondern auch vor der Haustüre. So sieht man buntes Markttreiben in Marokko ebenso wie eine Häuserzeile in Duisburg. „Oft sprechen mich die Menschen beim Zeichnen an“, sagt er. „Die meisten wundern sich, dass jemand sich die Mühe macht und nicht einfach mit dem Handy fotografiert.“

Im Gegensatz zu Opdenbergs Zeichnungen von Orten gehen die Arbeiten von Gert Kampendonk von der Form eines Hauses aus. Diese ist reduziert und spielt verschiedene Arten bis zum Verschwinden des Hauses durch. Im nächsten Raum stehen sich die Werke von Rita Wilmesmeier und Hanne Thilker-Kulgemeyer gegenüber. Bei Wilmesmeier ist der Übergang zwischen Zeichnung zum Objekt fließend, als Motiv zeigt sie die Spiralform. Das Papier ist von der Unterseite in grellem Rot gefärbt, durch einen Abstand zur Wand beginnt es zu leuchten.

Thilker-Kulgemeyer vermischt verschiedene Techniken von Collage, Holzschnitt und Zeichnung in ihren Blättern. Der lineare Duktus bleibt als roter Faden immer erkennbar, in diesen Blättern gibt es viel zu entdecken. Im letzten Raum, dem kleinen Kabinett, gibt es Zeichnungen, die auf besondere Weise Grenzen überschreiten.

In seinen Frottagen (grafisches Verfahren, bei dem Papier auf prägende Unterlagen gedrückt und mit Graphit abgerieben wird, Anm. d. Red.) hat John Waszek aus Arbeiten von befreundetet Künstlern sogenannte Geisterversionen erstellt. Diese korrespondieren mit den Zeichnungen „Requiem aeternam“ von Anne Kurth. Darin zeigt sie, wie sich die Seele vom Körper löst und von drei engelsartigen Gestalten empfangen wird. Dieses heikle Sujet meistert die Künstlerin, die sich oft religiösen Themen widmet, mit der ihr eigenen Sensibilität. Ein gelungener Abschluss dieser vielseitigen Ausstellung.