KZ-Überlebender Pavel Stránsky: Zeitzeuge und Bote der Opfer
Pavel Stránsky hat das KZ Auschwitz überlebt. Jetzt sprach er vor Jugendlichen der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule.
Krefeld. Still, konzentriert und betroffen hören etwa 100 Kurt-Tucholsky-Gesamtschüler zu, während der 90-jährige Pavel Stránsky aus Prag spricht. Als einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen erzählt er den Jugendlichen seine ergreifende Geschichte.
Die handelt von seiner Deportation über Theresienstadt ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und von den Kindern, die er dort im Auftrag der SS betreute. Sie mussten täglich mit ansahen, wie Hunderte von Juden in die Gaskammern geführt wurden, und Stránsk musste ertragen, wie KZ-Arzt Josef Mengele die Kinder besuchte, sie auf den Schoß nahm und sogar streichelte, um sie tags darauf in die Gaskammern zu schicken. Im Angesicht des Grauens wurde im Kinderblock verzweifelt versucht, heimlich zu unterrichten, Kreativität zu fördern, Lebensmut zu bewahren.
Pavel Stránsk war 1944 im ersten Transport, in dem Häftlinge Auschwitz lebend verließen. 1000 Menschen, die noch einigermaßen bei Kräften waren, wurden zur Vernichtung durch Arbeit nach Schwarzheide in Sachsen transportiert. Am 18. April 1945 wollte die SS angesichts der nahen Niederlage Spuren beseitigen und schickte die letzten Überlebenden auf einen grausamen Todesmarsch, der wiederum in Theresienstadt endete. Dort erlebte Stránsk die Befreiung.
Stránsk berichtet aber auch von seiner großen Liebe, seiner Frau Vera, und von dem Wunder, dass beide den Holocaust überlebt haben. Nach seinem Vortrag beantwortet er geduldig alle Fragen. Dabei merkt man, dass er bei all dem Unrecht, das ihm widerfahren ist, keinen Hass in sich trägt.
Als einer der letzten Überlebenden der NS-Opfer sagt er: „Ihr alle könnt nichts für das, was damals geschehen ist. Aber wir alle müssen dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder geschieht.“ Dann fragt er umgekehrt die Schüler, was für sie das Wichtigste im Leben sei. Er freut sich über Antworten wie Liebe, Familie, Gesundheit und Frieden.
Alle waren betroffen von Pavel Stránsks Erzählung und zutiefst beeindruckt von seiner Persönlichkeit — dies kurz nach dem Gedenktag der Pogromnacht. Red