Theater Keine Liebe auf den ersten Blick

Uerdingen. · Laienspielgruppe inszeniert „Schneewittchen und die sieben Zwerge”.

Die Laienspielgruppe Covestro führt mit „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ ihr 66. Märchen auf.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Der Befehl der Stiefmutter an den Jäger ist eindeutig: „Du sollst das Schneewittchen für mich töten, im Wald.“ Die Szenen, die von den Mitgliedern der Laienspielgruppe Covestro Uerdingen derzeit geprobt werden, sind schon gut anzusehen. Seit Beginn des Jahres ist die engagierte Truppe bei der Arbeit. Es wird nicht nur gespielt, sondern auch geschreinert und geschneidert, damit am 14. November der Premierenvorhang aufgezogen werden kann für „Schneewittchen und die sieben Zwerge“.

Es ist das 66. Märchen der Laienspielgruppe. „Wir treten aber zum ersten Mal als Laienspielgruppe Covestro Uerdingen auf“, berichtet ihre Geschäftsführerin Ilona Meisner. „Bis 2019 waren wir als Laienspielgruppe Bayer Uerdingen bekannt und führten unsere traditionellen Weihnachtsmärchen auf.“ So bleibt es auch unter neuem Namen — den fantasievollen Geschichten ist die Gruppe treu geblieben. „Da der Baytreff nicht mehr bespielt werden kann, sind wir im vergangenen Jahr in Rumeln aufgetreten.“ Jetzt liegen im Forum Wasserturm in Meerbusch-Lank die Bretter, die die Welt bedeuten. Meisner: „Die Bühne ist größer.“

Die Werkstatt für die Kulissen befindet sich nun in Linn, die Kostüme werden bei den Näherinnen zu Hause gefertigt. „Das ist zwar in Corona-Zeiten ganz angenehm, doch die Anproben müssen nun genau terminiert werden. Früher sind wir dafür mit dem Aufzug kurz nach unten in den Bühnenraum gefahren.“

Geprobt wird nun im evangelischen Gemeindehaus an der Bergstraße in Uerdingen. Dort ist beim morgendlichen Treffen erst einmal Aufwärmen angesagt. „Wir machen Konzentrationsübungen und Stimmbildung. Außerdem soll der Körper locker werden“, berichtet Regisseurin Carina Mischke. „Wir proben hier immer in kleiner Besetzung. Wegen Corona kamen Schneewittchen und die sieben Zwerge erst spät dazu. Hier, im Gemeindesaal, denken wir uns auf die Bühne, die mit Klebestreifen markiert ist.“

Es sei eine Herausforderung, findet die 23-jährige Krefelderin, die Schauspiel in Köln studiert und die Regie hier zum zweiten Mal übernommen hat. „Wir sind froh, überhaupt proben zu können. Hilfreich ist es, dass oftmals ganze Familien auf der Bühne stehen, die sich auch nahekommen dürfen und gut verstehen. Manchen Wortwitz, der während des Spiels entsteht, greife ich auf.“

Für Franziska Hörstgen ist in diesem Jahr ein Traum in Erfüllung gegangen. „Als ich 2012 zur Laienspieltruppe kam, erhielt ich das Versprechen, einmal Schneewittchen spielen zu dürfen. Nun ist es endlich soweit. Ich mag die Figur, die alleine ihren Weg geht, sich aber mit Leuten, hier den Zwergen, zusammenschließt und Freundschaften schmiedet.“ Die Liebesgeschichte mit dem Prinzen im Märchen der Gebrüder Grimm sei für sie zweitrangig, berichtet die 22-Jährige weiter. Da sie das Drehbuch geschrieben hat und als Koregisseurin agiert, hatte sie freie Hand: „Die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam bei mir. Sie geschieht nicht auf den ersten Blick. Außerdem habe ich allen, die mitspielen wollten, eine Rolle ins Stück geschrieben.“