Lesern stößt OB-Absage bitter auf

Gregor Kathstede nennt Gründe, weshalb er die Delegation aus dem syrischen Kobane nicht offiziell empfangen hat.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die Ablehnung der Stadt, eine Delegation aus dem syrischen Kobane offiziell zu empfangen, schlägt Wellen. Nachdem die WZ in der Mittwochsausgabe und im Internet darüber berichtet hatte, mehren sich Proteststimmen von Lesern. Unter anderem von dem Krefelder Autor und Weltreisenden Thomas Goertz: „Wenigstens ein Rest an Solidarität und Mitgefühl hätte man zum Ausdruck bringen können — Chance vertan.“

Während Landtagspräsidentin Carina Gödecke den Gesundheitsminister Nassan Ahmad samt Dolmetscherin am Dienstagmittag im Landtag empfangen hat, blieben für ihn in Krefeld die Türen des Rathauses verschlossen. Die Ratsfraktion der Linken hatte nach der Absage aus dem OB-Büro vor ein paar Tagen die Delegation kurzerhand für Dienstagabend auf den Rathaus-Platz eingeladen. Etwa 20 Gäste, darunter auch der SPD-Politiker Frank Meyer, waren der Einladung gefolgt.

Offiziell als Bürgermeister begrüßen durfte Meyer Nassan Ahmad jedoch nicht. Der lehnte wegen des „kalten“ Empfangs ein Gespräch über die humanitäre Situation in seiner Heimatstadt ab. „Dabei ist es ihm ein Anliegen, ein Hilfsnetzwerk aufzubauen für die Menschen in der durch den Kampf mit der Terrorgruppe ,Islamischer Staat’ weitgehend zerstörten Stadt“, sagt Wolfgang Dreßen von der Linken.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede begründete gegenüber der WZ am Mittwoch seine Absage unter anderem damit, dass er im Ratssaal zur selben Zeit Sänger des Sängerbundes geehrt habe und auch alle anderen Säle besetzt gewesen seien. „Einen von mir vorgeschlagenen Saal im Seidenweberhaus als Alternative haben die Linken abgelehnt und den Rathaus-Platz als Ort vorgeschlagen. Eine Delegation empfängt man aber nicht auf dem Rathaus-Vorplatz.“ Dass der Besuch laut Dreßen auch auf Mittwoch hätte verschoben werden können, ist dem Oberbürgermeister nicht bekannt. „Davon weiß ich nichts.“

Ursprünglich wollte der Bürgermeister Kobanes in Deutschland über die schwierige Situation seiner Landsleute und Möglichkeiten des Wiederaufbaus sprechen. Wegen neuer auflammender Kämpfe in seiner Heimat hat er Nassan Ahmad kurzfristig als seinen Stellvertreter entsandt. Die Ratsfraktionen der Linken haben in verschiedenen Städten auf Bitten kurdischer Organisationen in NRW die Besuche vorbereitet und organisiert.

„Dieser Weg ist eher seltsam. Ich bin lange genug im Amt und weiß, wenn ein Oberbürgermeister jemanden besuchen will, geht er direkt über das jeweilige OB-Büro“, sagt Kathstede.

In anderen Städten ist die Vorgehensweise der Kobaner kein Problem gewesen. In Essen zum Beispiel hat Bürgermeister Hans-Josef Britz (CDU) in Vertretung für den dortigen OB am vergangenen Montag die Delegation zu einem längeren Gespräch empfangen. Auch in Köln und Bonn sind die Gäste Willkommen — ebenso wie bei Vertretern des Aachener Friedenspreises.