Licht spendet Leben
Die Wirkung auf Körper und Geist ist seit 160 Jahren belegt. Ohne Helligkeit, verkümmert der Mensch.
Krefeld. Es ist ein heller Stern, der im Christentum die Geburt von Jesus Christus verkündet und den drei Weisen in dunkler Nacht den Weg nach Bethlehem weist. Ein Stern, der heller strahlt als alle anderen — gebündeltes Licht aus den Tiefen des Weltalls, das nicht nur in der Weihnachtsgeschichte etwas Wunderbares verkündet. Ohne Licht verkümmert das Leben, leidet die menschliche Seele.
Die stärkste Lichtquelle auf Erden ist die Sonne. Viele Völker in der Geschichte der Menschheit haben deshalb den glühenden Stern in den Stand eines Gottes erhoben. Beispielsweise die alten Ägypter (Re) und die Römer (Sol). Für sie alle galt die Sonne als Quelle des Lichts und des Lebens. Die Kirche setzte dem heidnischen Sonnengott schließlich 336 Jahre nach Chr. am 25. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, mit der Geburt Jesus die „wahre Sonne“, das „wahre Licht der Welt“ entgegen.
Unabhängig von Spiritualität ist die Heilkraft des Sonnenlichts seit 1851 medizinisch belegt. Jakob Lorber (1800-64) schrieb in dem Jahr konkrete Anleitungen nieder, wie durch Bestrahlung mit Sonnenlicht Krankheiten behandelbar sind.
150 Jahre später bestätigte Jacob Libermann Lorbers Erkenntnisse. „Die Bedeutung von Sonnenlicht ist immens: Licht spielt eine größere Rolle als Vererbung, Umwelt und Ernährung“, zitiert Dr. Andreas Horn, Direktor der „Psychiatrisch — Psychotherapeutischen Kliniken“ der Alexianer Krefeld GmbH, den Pionier der modernen Lichttherapie.
Licht dient nur zu einem Viertel zum Sehen, zu einem Dreiviertel erfüllt es weit wichtigere Zwecke. Auf der körperlichen Ebene greift Licht in alle biologische Lebensvorgänge ein, beeinflusst Energie, Stärke und Ausdauer, bewirkt und erhält Spannkraft ebenso wie Leistungsfähigkeit, stärkt das Immunsystem und das Nervensystem. Auf der psychischen und geistigen Ebene beeinflusst Licht die Reaktion auf Stress, die Konzentration und es heitert die Stimmung auf.
Im Winter, zu regenreichen Zeiten oder in schlecht beleuchteten Räumen bekommen deshalb zehn bis zwanzig Prozent aller Menschen den Mangel an Licht zu spüren. Ihre Stimmung verschlechtert sich und die Leistungsfähigkeit nimmt ab. Ein bis zwei Prozent dieser Personengruppe erkrankt in der dunklen Jahreszeit an der „Saisonal abhängigen Depression’“, kurz SAD genannt.
Oft stehe bei diesen Kranken nicht so sehr die Melancholie im Vordergrund, sondern viemehr Erschöpfung und Energiemangel. Grund hierfür ist der auch am Tage erhöhte Melantonin-Spiegel, der in der Nacht die Tiefe und Dauer des Schlafes regelt. Licht hingegen unterdrückt durch die Produktion von Serotonin das Melantonin. Die saisonal abhängige Depression kann deshalb heutzutage durch eine Lichttherapie ausgeglichen werden.
All denen, die nicht ernsthaft erkrankt sind, aber dennoch im Winter verstärkt unter Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Antriebslosigkeit leiden, empfiehlt der Mediziner tagsüber einen Spaziergang im Freien. An einem bewölkten Wintertag erreiche das Licht immerhin noch eine Stärke von 2000 Lux. In beleuchteten Räumen hingegen sind es nur zwischen 100 und maximal 500.
„Auch wenn heutzutage die Wirkung des Lichtes weitgehend erforscht ist — das Licht bleibt ein gewisses Mysterium“, sagt Horn nachdenklich. Ebenso wie die Geburt Jesus.