Boxerin Derya Saki: Braune Augen, starke Faust
Derya Saki hat ihr Profi-Debüt gegeben. Die 22-Jährige trainiert fünf Mal die Woche.
Krefeld. Schüchtern wirkt sie mit ihrer zurückhaltenden Stimme, dem leichten Händedruck und den großen braunen Augen. Anlegen möchte man sich mit ihr aber dennoch nicht. Denn Derya Saki ist Boxerin. Ihr Profidebüt hat sie Anfang diesen Monats in Düsseldorf gegeben, in der Halle von Stefan Freudenreich. „Ich habe erst eine Woche vorher von dem Kampf erfahren, aber trotzdem zugesagt“, sagt die 22-Jährige. Schließlich hat sie lange auf diese Möglichkeit gewartet.
Bereits vor eineinhalb Jahren sollte ihr Profidebüt in Detmold gegen Julia Rauchschwalbe stattfinden. Der dortige Kampf wurde jedoch nicht ins offizielle Kampfbuch des Verbandes eingetragen.
„Es ist sehr schwer, Gegner für Derya zu finden“, sagt Manni Faber, Trainer und Inhaber der South Side Boxing Gym, wo Saki trainiert. „Die Kämpfe werden kurzfristig abgesagt, weil plötzlich zu viel Geld verlangt wird oder die Gegnerinnen Entschuldigungen wie Bluthochdruck haben.“ So hat Saki ihre Profilizenz erhalten, ohne jemals einen offiziellen Amateurkampf bestritten zu haben.
Jetzt bekam sie erneut die Chance, sich außerhalb von Trainingskämpfen zu beweisen und stieg mit der gleichaltrigen Tanja Hengstler aus Essen in den Ring. „Diese konnte aber Deryas Druck nicht standhalten. Sie war offenbar beeindruckt von ihrer Schnelligkeit und Schlagkraft“, berichtet Faber von dem Kampf. Nach nur anderthalb Minuten gewann die gebürtige Moerserin durch technischen K.o. „Vor dem Kampf war ich etwas aufgeregt, aber im Ring ging dann alles so schnell, dass ich eigentlich keine Erinnerung daran habe,“ erzählt Saki.
Da sie jetzt Profi-Boxerin ist, darf sie keine Amateurkämpfe mehr bestreiten und nicht an den Olympischen Spielen 2012 in London teilnehmen — die Möglichkeit dazu hätte die 22-Jährige gehabt. Dafür hat das Profi-Dasein andere Vorzüge. „Wenn Fernsehrechte im Spiel sind, kann sie mit ihren Kämpfen Geld verdienen“, erklärt Manni Faber.
Derzeit studiert Saki Textilmanagement in Mönchengladbach und arbeitet nebenbei im Kosmetikstudio ihrer Mutter in ihrer Geburtsstadt Moers. „Abends komme ich dann ins Studio und trainiere fünfmal die Woche. Einige meiner Freunde beschäftigen sich den ganzen Tag mit dem Boxen. Ich könnte mir vorstellen, nach dem Studium im Boxen und in der Textilbranche tätig zu sein.“
Bereits seit fünf Jahren trainiert sie. Eigentlich wollte sie damals nur ihren Bruder ins Studio begleiten, war dann aber selbst fasziniert von dessen Hobby. Dass Boxen kein typischer Mädchensport ist, stört sie nicht: „Ich finde, dass Menschen, die boxen, auf der Straße ausgeglichener und weniger aggressiv sind.“ Angst vor Verletzungen hat sie nicht: „Was kaputt geht, kann man schließlich wieder herrichten.“