Dieter Hofmann: "Helfen, dass Krefeld noch mehr Sportstadt wird"
Krefeld. Seit knapp einen Monat ist Dieter Hofmann nun Vorsitzender des Stadtsportbundes (SSB) Krefeld. Die Wahl des 70-jährigen passionierten Triathleten war eine echte Überraschung, denn eigentlich hat der Uerdinger andere Ämter im Sport angestrebt.
Im WZ-Interview berichtet Dieter Hofmann über seine ersten Amtshandlungen, die zukünftige Ausrichtung des SSB und über private Dinge.
Ihr Vorgänger Otto Pütz ist nach einem Streit mit der Stadt und der Politik über eine hauptamtliche Kraft für den Stadtsportbund zurückgetreten. Haben Sie das Thema bereits in Angriff genommen?
Dieter Hofmann: Man darf von der Stadt nicht erwarten, dass sofort eine Entscheidung getroffen wird, nur weil ein neuer Vorsitzender da ist. Es ist auf dem Weg gebracht. In welche Richtung es geht, kann ich noch nicht absehen (möglich ist auch eine Finanzierung durch andere Quellen, d. Red.).
Unstrittig ist, dass die Stelle in der Geschäftsstelle erforderlich ist, um die wachsenden Aufgaben des SSB zu erledigen. Wir wollen ja auch mehr erreichen. Ohne Frau Pallentin in der Geschäftsstelle kämen wir nicht zurecht.
Auf der Mitgliederversammlung, bei der Sie gewählt worden sind, ist eine Resolution verabschiedet worden, die sich mit dem Zustand der städtischen Sportanlagen befasst. Was ist der Hintergrund?
Hofmann: Es gibt viele Sportanlage in Krefeld, die in einem guten Zustand sind. Dazu gehört zum Beispiel die meines Heimatvereins SC Bayer Uerdingen. Es gibt Anlagen, wo es kneift, zum Beispiel bei SSF Aegir, wo ich auch Mitglied bin. Einen umfassenden Überblick habe ich nach wenigen Wochen im Amt natürlich noch nicht, Gespräche mit vielen Vereinen stehen noch aus.
Wichtig ist: Die Sportstättenpauschale sollte in der Höhe, wie sie zuletzt geflossen ist, weiter in die Erhaltung der Anlagen fließen. Derzeit ist die Situation in Krefeld noch ganz gut. Es gibt Städte, wo es sehr viel schlimmer ist und die Sportstättenpauschale des Landes im allgemeinen Haushalt versickert.
Politik und Stadt haben eine Erhöhung der Nutzungsgebühren für Sportstätten durchgeboxt. Besteht nicht die Gefahr, dass mit dem Geld Löcher an anderer Stelle gestopft werden?
Hofmann: Die Erhöhung an sich kritisiere ich nicht. Sie ist sinnvoll, wenn jeder Euro in die Erhaltung und Sanierung der Sportstätten fließt. Zudem muss man sehen: Ursprünglich angedacht war eine Erhöhung um 40 Prozent, das wurde auf zehn Prozent zurückgefahren.
Ist das zentrale Gebäudemanagement der Stadt positiv oder negativ für die Sportstätten?
Hofmann: Dass eine zentrale Stelle alle Gebäude verwaltet und instand hält, ist eine gute Sache. Die Übergangszeit könnte ein Problem werden, das zeigen erste Erfahrungen. Das Gebäudemanagement ist noch nicht so aufgestellt, dass es zum Beispiel schnell eine Dusche reparieren kann.
Es gibt unter anderem ein Kompetenzgerangel. Wir sind der Meinung, dass es sinnvoll wäre, die Sportstätten zunächst in der Verantwortung des Sport- und Bäderamtes zu lassen und später erst zu überführen.
Sie haben viele Jahre auf Landesebene als Sportfunktionär gearbeitet. Kann Krefeld davon profitieren?
Hofmann: Ich war zehn Jahre Präsident des Triathlonverbandes NRW, die Kontakte zur Landesregierung und den Ministerien, die für den Sport zuständig sind, haben sich über die Jahre entwickelt. Das ist sicherlich einer meiner Stärken. Ein Beispiel: Es gibt Fördermittel für Leistungsstützpunkte.
Ich werde mit meinem Team schauen, für welche Sportart und auf welcher Sportstätte in Krefeld so etwas möglich und sinnvoll ist. Erste Gespräche mit dem KEV/Pinguinen laufen bereits, so etwas im Eishockey zu etablieren. Wichtig ist, dass die Vereine und auch der SSB alle Fördermittel ausnutzen, die zur Verfügung stehen. Dabei will ich helfen.
Das Thema Ganztag in den Schulen bereitet immer mehr Vereinen Probleme. Wie sind beide Dinge unter einen Hut zu bekommen?
Hofmann: An dem Thema arbeitet Jutta Eberlein-Dillmann und Oliver Leist von der Sportjugend bereits seit längerem. Das Thema umzusetzen ist schwierig, weil die Vereine oft nicht so aufgestellt sind, dass sie Dinge leisten können, die der offene Ganztag verlangt. Aber oft sind auch die Schulen nicht in der Lage, Dinge umzusetzen. Da wartet viel Arbeit.
Was genau können die Vereine und die Stadt tun, um für den offenen Ganztag gerüstet zu sein?
Hofmann: In Düsseldorf gibt es bereits eine zentrale Koordinierungsstelle für den offenen Ganztag, bei der zentral alle Schulen registriert sind und die Vereine die Möglichkeit haben, mit den Schulen in Kontakt zu treten. In Krefeld ist es noch eine Sisyphusarbeit für die Vereine, die passende Schule zu finden.
18 Schulen haben Kooperationen geschlossen, die Zahl ist ausbaufähig. Natürlich muss der Verein das entsprechende Personal aufbauen, die Abschaffung des Zivildienstes macht die Sache leider nicht einfacher.
Außerdem müssen Räume zur Verfügung stehen. Vorreiter ist der SC Bayer, der bereits Kooperationen mit verschiedenen Schulen geschlossen hat.
Beim Thema Sportabzeichen scheint Krefeld gut aufgestellt.
Hofmann: Trotz der bereits enormen Zahlen dank der Arbeit von Rolf Haferbengs wollen wir auch da weiter Gas geben. Mit dem Sportabzeichen kann man noch größere Bevölkerungskreise erreichen, als es schon der Fall ist. Wir werden die Werbung weiter intensivieren.
Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger Otto Pütz, was werden Sie beibehalten?
Hofmann: Ich werde sicher mehr über die EDV machen. Zum Beispiel wird Frau Pallentin zentral meine Termine verwalten. In der Geschäftsstelle wird vieles mit moderneren Mitteln laufen. Fortführen werde ich sicherlich sein Netzwerk. Kontakte knüpfen war die Stärke von Otto Pütz.
Nach dem Besuch beim Oberbürgermeister werde ich die Fraktionen besuchen. Dann werde ich in die Vereine gehen, um mir einen Überblick zu verschaffen und Sorgen anzuhören. Dann wird es eine Klausursitzung geben mit dem engeren Vorstand, um Ziele zu setzen.
Gibt es Veranstaltungen, die der SSB zusätzlich in Krefeld organisieren oder anschieben könnte?
Hofmann: In Düsseldorf gibt es eine Sportagentur, an der die Stadt beteiligt ist, über die viele Dinge im Sport laufen. Das läuft gut, der Düsseldorf-Triathlon wurde darüber etabliert. Ich weiß, wie schwer es ist in Krefeld, Genehmigungen zu erhalten, um im Sport etwas voranzubringen.
Dabei kann eine solche Agentur helfen. Ich kann als Organisator des E-See-Triathlons, bei dem ich seit 23 Jahren dabei bin, helfen, dass Krefeld noch mehr Sportstadt wird.
Das muss aber auch die Stadt wollen, das Marketing, damit von der Seite Hilfe kommt. Im Leistungssport ist Krefeld gut aufgestellt. Aber Leistungs- und Breitensport gehören zusammen. Dafür muss man aber was tun.
Viele Vereine klagen darüber, dass immer weniger Ehrenamtler bereit sind, Aufgaben zu übernehmen. Wie kann dieses Problem gelöst werden?
Hofmann: Man muss die Leute sehr früh mitnehmen, gerade Jugendliche. Die Vereine müssen die Leute für eine Idee begeistern und möglichst früh einbinden. Zunächst mit kleinen Dingen, die dann wachsen.
Damit die sich zugehörig fühlen. Menschen, die sich einer Gruppe zugehörig fühlen, haben eine sozialere Einstellung als Leute, die außerhalb einer Gruppe sind.
Ihre Nominierung für den SSB-Vorsitz war für viele eine Überraschung. Wieso haben Sie sich entschlossen, das Amt zu übernehmen?
Hofmann: Siegfried Thomassen, der das Amt interimsmäßig übernommen hatte, und Geschäftsführer Jürgen Hütter haben mich in mehreren Gesprächen überzeugt. Die Fachschaften wollten unbedingt eine Person, die aus dem Sport kommt. Politisch bin ich weder hier noch da.
Eine erste Anfrage gab es im Dezember, diese habe ich abgelehnt, weil meine Frau zu diesem Zeitpunkt schwer krank war. Sie ist wenig später im Hospiz verstorben. Ihre Krankheit war auch der Grund, warum ich im November 2010 die Aufgaben bei der Deutschen Triathlon-Union (DTU), dem Triathlon-Bundesverband, aufgegeben habe.
Geplant war, dort den Vorsitz zu übernehmen, Sprecher war ich bereits vier Jahre lang. Dann hätte ich das Amt beim SSB nicht antreten können. Als im April die zweite Anfrage vom SSB kam, war ich bereit für neue Aufgaben.