Handball: Benedikt Köß ist beim SC Bayer wieder da
Der Torhüter der Uerdinger hat sich seinem Trainer anvertraut.
Uerdingen. Die Geschichte hatte vor gut drei Wochen für Aufsehen gesorgt: Weil sich Torhüter Benedikt Köß vom HandballDrittligisten SC Bayer Uerdingen nicht wieder einwechseln lassen wollte, sperrte ihn der Klub vereinsintern (WZ berichtete).
Von einigen wurde der Bayer-Torhüter gar mit dem argentinischen Fußballer Carlos Tevez (Manchester United) verglichen, der seine Einwechslung gegen Bayern München abgelehnt hatte.
Am Dienstag tauchte der 30-Jährige überraschend wieder beim Training in der Uerdinger Bayer-Halle auf. Vorausgegangen waren mehrere Gespräche mit Trainer Jörg Förderer, Handballchef Manfred Fothen und der Mannschaft.
„Ich habe in einer beruflichen wie privaten Stress-Situation gesteckt und hatte während des Spiels gegen Ferndorf Scheuklappen auf. Da ist innerlich ein Knoten aufgegangen, und ich war nicht mehr ich selbst“, sagt Köß, der einen 14-tägigen Erholungsulaub in den USA hinter sich hat.
Was kaum jemand wusste: Der Bayer-Keeper war zum Zeitpunkt des Ferndorf Spiels bereits seit drei Wochen krankgeschrieben, hatte seinen Job gekündigt, mehrere Todesfälle in seinem Umfeld waren längst nicht kompensiert und verarbeitet.
„Mein Arzt meinte, beim Handball könnte ich den Stress abbauen. Aber leider ist daraus nichts geworden. Nun habe ich meine Situation zumindest neu sortiert und bin wieder im Lot. Ich konnte erst jetzt über meine Situation sprechen, nachdem ich bei meiner Verlobten und Freunden Rat gesucht hatte“, erklärt Köß.
Trainer Jörg Förderer hat Frieden geschlossen mit dem Torhüter und sagt: „Wir sind ein sozial eingestellter Verein. Wenn wir Hintergründe kennen und verstehen, lassen wir niemanden im Stich. Natürlich stehen wir hinter Ben und werden ihn mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften unterstützen.“
Köß will sportlich wie beruflich einen Neuanfang wagen. Er hat bereits einen neuen Arbeitgeber gefunden. Sportlich muss der Bayer- Keeper erst einmal seinen Trainingsrückstand aufholen. „Ich werde am Samstag auf jeden Fall mit nach Gummersbach fahren und die Mannschaft unterstützen“, sagt Köß.
Im VfL Gummersbach II trifft der SC Bayer im dritten Spiel in Folge auf eine Bundesliga-Reservemannschaft. Förderer. „Wir spielen gegen eine junge Mannschaft, die einen schnellen und schönen Handball spielt. Je nachdem, wer aus dem Bundesligakader eingesetzt wird, erwartet uns eine schwere Aufgabe.“