Selbsttest Kunstradfahren: Früh anfangen lohnt sich

WZ-Mitarbeiterin Anna Goernemann hat sich mit Marco Giorgio aufs Zweirad gewagt.

Foto: A. Bischof

Krefeld. „Das beste Alter, mit dem Kunstradfahren anzufangen, ist als Kind. Die Jüngeren trauen sich oft mehr zu, prägen sich die ungewöhnlichen Bewegungsabläufe schneller ein und lernen, bei einem Sturz richtig zu fallen“, sagt Marco Giorgio. Der mehrmalige WM-Teilnehmer für Italien will mir, der WZ-Mitarbeiterin im Erwachsenenalter, dennoch das Kunstradfahren beibringen. „Es gibt auch Spätstarter, die es weit geschafft haben“, beruhigt er mich.

Der 22-Jährige kam einst über seinen Bruder zum Kunstradfahren. Der Sport kann, nach Altersklassen getrennt, alleine, paarweise oder in Vierer- und Sechser-Mannschaften ausgeübt werden, erklärt das Mitglied des Krefelder Radfahrer Vereins (KRV). Der Wettkampf im Einer besteht aus einer fünfminütigen Kür, in der bis zu 30 Elemente gezeigt werden dürfen. Aus den Schwierigkeiten der einzelnen Übungen ergibt sich eine Punktzahl, ähnlich wie beim Eiskunstlauf.

Abzüge gibt es bei Zeitüberschreitung, bei Bodenberührungen, kleinen Unsicherheiten oder einem Sturz. „Wer beispielsweise eine Acht fährt und der Schnittpunkt nicht im sogenannten 50-Zentimeter-Kreis liegt, bekommt Abzüge“, erklärt der Kunstradfahrer. Dieser Kreis ist der Mittelpunkt der 11x14 Meter großen Fläche, in der die Übungen gefahren werden müssen. Außerdem gibt es den Vier- und den Acht-Meter--Kreis, die als Orientierungspunkte dienen.

Marco Giorgio steht auf dem Sattel und fährt eine Übung. Das ist extrem anstrengend, sieht bei Giorgio aber leicht und entspannt aus — das Ergebnis von vielen Trainingseinheiten. „Am Anfang lernt man zum Beispiel den Dornstand oder die Fußsteuerung, so bekommt man ein Gefühl für das Rad“, erklärt er. Beim Dornstand steht der Fahrer statt auf den Pedalen auf den Dornen, den an den Radachsen angebrachten Streben. Für weitere Elemente, wie etwa Hand- oder Fußstände, ist das Kunstrad mit einem speziellen Lenker und Sattel ausgestattet. Außerdem besitzt es einen Starrlauf, der Rückwärtsfahren ermöglicht.

Mit seiner Hilfestellung wage ich diese Übung. Man braucht eine gute Balance in der ungewohnten Position. Schon das einfache Fahren kommt mir wackelig vor, der Abstand zwischen Lenker und Sattel ist relativ gering, was bei den Übungen aber nötig ist. Eine gute Körperbeherrschung ist Grundvoraussetzung. „Die kann man lernen“, sagt Marco Giorgio. Dazu kommt Kraft und Koordination. Wer erst spät einsteigt, hat oft Probleme die Defizite in diesen Bereichen aufzuholen. Aus mir wird somit wohl keine Kunstradfahrerin mehr, denke ich mir.

Zum Erlenen der Techniken besitzt der KRV diverse Hilfsmittel. „Die Bedingungen in der Halle sind für einen Breitensportler top“, sagt Giorgio, „allerdings fehlen mir als Leistungssportler zum Beispiel eine Longe.“ Den Verein wechseln würde er trotzdem nicht.

Der KRV trainiert in der Halle Girmesgath. Dort hat der Verein einen eigenen Geräteraum zur Verfügung, in dem die speziellen Räder zum Kunstfahren stehen. „Ein eigenes Rad haben nur wenige, da es mit bis zu 3000 Euro sehr teuer ist“, sagt der Vorsitzende und Trainer Hubert Teegelbekkers, dessen Ehefrau seit Jahrzehnten Geschäftsführerin und seine Tochter Bettina Paschke Trainerin beim KRV ist. Der Verein stellt aber genug Modelle aller Größen, auch für die Kleinsten, bereit, sodass ein Kauf nicht notwendig ist.