Fußball Video überführt Union-Betrug

Getürkte Identitäten und Falschaussagen in der Kreisliga B. Vier Akteure des Krefelder Clubs werden für sechs Monate gesperrt.

Muhammed Gergery (r.), hier ein Bild aus seiner Bockumer Zeit, ist einer der vier Union-Akteure, der für sechs Monate gesperrt wird.

Foto: samla.de

Krefeld. Bedrohungen, Beleidigungen, unsportliches Verhalten sowie Spucken oder Schlagen sind üble Begleiterscheinungen auf Fußballplätzen, müssen immer häufiger von den Spruchkammern geahndet werden. Jetzt musste die Kreis-Spruchkammer indes noch eine Steigerung zur Kenntnis nehmen. Bei den Verhandlungen über sportliche Fehltritte wird scheinbar gelogen und betrogen, dass die Balken sich biegen.

Geschehen ist alles in der Kreisliga B, initiiert und verursacht durch Spieler von Union Krefeld und jetzt drastisch abgeurteilt. Ali Soufan, Mohammed Kahlaf und Muhammed Gergery sind für sechs Monaten gesperrt, müssen zudem 200 Euro Geldstrafe bezahlen.

Spielertrainer Jonas Gebrai muss ebenfalls 200 Euro bezahlen und ist für die Dauer von sechs Monaten für alle Aktivitäten im Verein gesperrt. Die Kosten des Verfahrens muss der BV Union Krefeld bezahlen.

Was war passiert? Das Spiel der Kreisliga B, Gruppe 2, zwischen der Reserve des BV Union und Spielsport Krefeld am 16. Oktober gewann Union mit 4:2. Nach dem Schlusspfiff bezweifelten die Spielsportler, dass ein Union-Spieler mit richtiger Identität aufgelaufen war. Daud Gergery, zuletzt bei der TSG Hoffenheim in der U 19 aktiv, und ein Bruder des bei Union spielenden Muhammed Gergery, spielte mit und gab sich bei der Passkontrolle des Schiedsrichters Peter Krülls als regulärer Spieler des BV Union mit dem Namen Ali Soufan aus. Dies alles mit Wissen und Duldung von Union-Spielertrainers Jonas Gebrai. Fatal bei der kuriosen Geschichte: Daud Gergery alias Ali Soufan schoss zum 4:2-Erfolg die entscheidenden zwei Tore zum Sieg des BV Union. Die Spielsport-Verantwortlichen legten gegen die Wertung des Spiels Einspruch bei der Spruchkammer ein.

In der ersten Sitzung am 3. November in Nettetal bestritten die Beteiligten von Union den Sachverhalt, ließen durch vier Zeugen bekunden, dass es keinen Betrug gegeben hätte. Auch der „echte“ Ali Soufan trat vor dem Gremium auf und sagte, dass er auf jeden Fall gespielt habe und nicht Daud Gergery für ihn eingesetzt wurde. Auch der Spielertrainer sowie zwei weitere Akteure untermauerten diese Aussage. Spielsport bestritt den Wahrheitsgehalt der Union-Zeugen, wollte weitere Beweismittel und Zeugen vorbringen.

Daraufhin vertagte die Spruchkammer die Sitzung um zwei Wochen. In der Verhandlung am 17. November erschien Spielsport mit weiteren Zeugen und legte einen Videobeweis vor. Darauf war nach Ansicht der Spruchkammer deutlich erkennbar, dass die Reserve des BV Union tatsächlich einen fremden Spieler — Daud Gregery — unter falschem Namen eingesetzt hatte. Der BV Union war damit des Betrugs sowie der Falschaussage überführt. Spruchkammer-Vorsitzender Rainer Hohn sagt: „So etwas habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt.“ Das Spiel wurde mit 2:0 und drei Punkten für Spielsport gewertet. Dem Vorstand des BV Union ist der Vorgang äußerst unangenehm. In einer am Mittwoch einberufenen Sitzung, entschuldigten sich die gesperrten Spieler. Sie machten deutlich, dass sie die Dimension unterschätzt hätten.