Warum Schweden so lukrativ ist

Die Pinguine könnten bei einem Wechsel von Marcel Müller und Daniel Pietta vom neuen Fernsehvertrag in der Liga profitieren.

Foto: Dirk Jochmann

Das kommt nicht alle Tage vor — zwei im Doppelpack wollen die Schweden aus Leksands von den Krefeld Pinguinen loseisen. Und dabei haben sie eben keine Geringeren im Auge als die beiden Besten im Team — Marcel Müller und Daniel Pietta. Vor einer Woche war Leksands-Trainer Leif Carlsson beim 4:3-Erfolg gegen Mannheim im König-Palast, um sich live einen Eindruck zu verschaffen. Der ehemalige Verteidiger der Eisbären Berlin sah indes nur Müller, weil Pietta wegen seiner Knieverletzung pausierte.

Aber warum will ein Zweitligist unbedingt beide Spieler, von nicht unerheblicher Qualität, haben? Dass einer die Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist verständlich. Aber gleich beide?

Hintergrund der Initiative der Nordeuropäer ist die spezielle Situation in Schweden in dieser Spielzeit. Denn ab der kommenden Saison gibt es mehr Geld von der Liga für die Clubs. Die Teams der SHL, der ersten Liga in Schweden, werden zwischen 42 und 48 Millionen schwedische Kronen — das sind umgerechnet zwischen 4,3 und 4,9 Millionen Euro — erhalten. In dieser Saison bekamen sie 29 Millionen Kronen — knapp drei Millionen Euro. Also gibt es bald rund 50 Prozent mehr.

Hauptgrund für den Geldsegen ist ein neuer Fernsehvertrag, dazu kommen noch andere Sponsoren, deswegen steht die genaue Höhe noch nicht fix. Gleichwohl — im Ergebnis wird es der höchstdotierte jemals geschlossene Sportvertrag in Schweden werden. Das unterstreicht auch die besondere Rolle des Eishockeys im Land.

Vorgesehen ist, das alle Mannschaften pro Liga den gleichen Anteil am Geldsegen bekommen. In der Allsvenskan, der zweiten Liga, in der Leksands IF spielt, gibt es aktuell 1 870 000 Kronen — rund 190 000 Euro, mit dem neuen Vertrag werden in der kommenden Spielzeit 2,3 Millionen Kronen — rund 234 000 Euro — ausgeschüttet. Im Vergleich bekommen die Teams der SHL also rund das 20-fache der Zweitligisten.

Und so versuchen angesichts des neuen Fernsehvertrages alle Zweitligisten, die oben mitspielen, so ziemlich alles, um aufzusteigen. Und somit vom größeren Kuchen ein entsprechend üppiges Stück abzubekommen. Daher rüsten einige Teams auf. Denn es ist zu befürchten, dass die Unterschiede zwischen Erst- und Zweitligist zusehends immer größer werden.

Da in Schweden die Liga während der Olympiapause durchspielt, schauen sich die Verantwortlichen der Clubs in erster Linie bei den Teams um, bei denen es in der Pause um nichts mehr geht — und dann natürlich nach den Top-Spielern. Weil man ja ein klares Ziel — ein überdies lukratives — im Auge hat. Zumal die internationale Wechselfrist in diesem Jahr erst Ende Februar endet.

Sollte es jetzt bald ernst werden mit dem Ansinnen der Schweden und konkreten Angeboten für Müller und Pietta, könnte das auch für die Pinguine ein lohnendes Geschäft werden, zumal — sollte dann tatsächlich der Aufstieg gelingen — eine Klausel im Vertrag über eine Erfolgsprämie entsprechend Geld in die nicht gerade üppig gefüllte Kasse der Pinguine spülen würde.