Kirche Luther-Jahr soll besonders werden

Für die Besucher des Neujahrsempfangs der Region Krefeld im Bistum Aachen gab es in Pax-Christi ein interessantes Referat zu Martin Luther.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Frage schien provokant: „Ist Martin Luther katholisch?“ Zumal sie in einer katholischen Kirche gestellt wurde, nämlich beim Neujahrsempfang der Region Krefeld im Bistum Aachen in der Pax-Christi-Kirche an der Glockenspitz. Lothar Zimmermann, Vorsitzender des Katholikenrates, hatte als Referentin die Dorothea Sattler, Direktorin des Ökumenischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, gewinnen können.

Sie sprach vor einer großen Zuhörerschaft, zu der nicht nur hochrangige Persönlichkeiten aus den christlichen Kirchen — Michael Gilad von der jüdischen Gemeinde war auch da — gehörten und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Kultur. Angelika Mielke-Weserlage, Bürgermeisterin von Meerbusch, erhoffte sich in ihrem Grußwort ein friedvolles 2017 und erwartete von diesem Jahr Impulse. Oberbürgermeister Frank Meyer blickte auf das vergangene Jahr zurück: „Mein Dank gilt allen Menschen dafür, was sie aus dem christlichen Glauben heraus geleistet haben.“

Die freiwillige Hilfe für Flüchtlinge war besonders gemeint, immerhin hat „Krefeld eine große Tradition der Weltoffenheit“. Eine von Fanatikern „missbrauchte Religion“ machte er für den derzeitigen Unfrieden verantwortlich. Dass es ein besonderes Jahr der Ökumene wird, erhofft sich Lothar Zimmermann. Durch regelmäßiges Treffen von evangelischen und katholischen Christen werde es vorangetrieben. Zimmermann erinnerte an den Besuch des neuen Bischofs Helmut Dieser in Krefeld, der sich unter anderem auf dem „anderen Weihnachtsmarkt“ umsah.

Das fünfjährige Bestehen der Jugendkirche, zu dem es in Pax-Christi eine Zettelwand gibt, war eine Erwähnung wert. Dorothea Sattler, die ihre Zuhörer auch mit Text- und Bildblättern versorgte, wollte „Martin Luther neu entdecken“ und fragte, ob Luther wohl „Held oder Verräter“ gewesen sei. Wichtiger als diese Frage seien aber die Anregungen Luthers, die immer noch wirkten.

Die „Zentrierung auf das Evangelium“ bewertete sie als ein „Geschenk von Martin Luther an die ganze Christenheit“. Bei der Frage der Zahl der Sakramente gibt es Annäherungen: „Da sind wir ökumenisch entspannt unterwegs.“

Über Zweifel im Annäherungsprozess müsse man „gemeinsam weiter nachdenken“. Beispielsweise über „Gesetz und Evangelium“, über „Ehe und Amt“. Eine „in sich plurale Kirche“ stellte die Referentin fest, die auch zwischen „römisch-katholisch“ und „katholisch“ unterscheiden konnte und betonte, dass die römisch-katholische Kirche längst anders sei als im 16. Jahrhundert. Aufgelockert wurde die Folge von Grußworten und Referat durch musikalische Beiträge von Huy Lim Tran, Huy Lan Tran (Violine) und Kisuk Kim-Tran (Klavier). Das Trio aus Mutter mit Töchtern wusste Bach und Schostakowitsch angemessen darzubieten, und gefiel besonders mit lateinamerikanischen Klängen, die Zuhörer forderten eine Zugabe.

Und wie bei Neujahrsempfängen üblich, wurde am Ende auch der Einladung zu Begegnung und Gespräch gefolgt.