Serie Ma(h)l anders essen Zum Mittagessen ins Finanzamt

Cracau. · 80 bis 120 Mittagessen gehen in der Kantine der Behörde täglich über die Theke. Nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Gäste von außerhalb kommen.

Felix Pape betreibt die Kantine des Finanzamts an der Grenzstraße.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Beim Gedanken ans Finanzamt kommen vielen Menschen wahrscheinlich nicht ganz so schöne Assoziationen in den Sinn: Steuern, Nachzahlungen, strenge Fristen. Die Behörde ist wohl nicht gerade ein Ort, an dem man gern seine Mittagspause verbringt. Oder? In Krefeld ist das anders, hier kommen Tag für Tag in der Mittagszeit Leute ins Finanzamt – freiwillig, gerne sogar. Und das nicht etwa, weil sie Steuerangelegenheiten zu regeln haben. Nein, diese Menschen haben Hunger.

Seit sechs Jahren betreibt Caterer Felix Pape die Kantine des Finanzamts an der Grenzstraße. Nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für externe Gäste ist sie geöffnet. Und offenbar bei Leuten, die in der Nähe wohnen oder arbeiten, recht beliebt. Etwa 80 bis 120 Mittagessen servieren der 32-jährige gelernte Koch und sein Team jeden Tag. „Etwa ein Drittel davon an externe Gäste“, sagt Pape.

Mit dem Paternoster geht es in die Kantine in der siebten Etage

Zugegeben, wer das Finanzamt durch den Haupteingang betritt, findet sich erst einmal nicht gerade in appetit-anregender Atmosphäre wieder. Aber es ist ja auch kein Restaurant, sondern eine Behörde mit einem Empfang, langen Gängen und Büroräumen. Der Weg zur Kantine ist dann aber schon etwas Besonderes. Denn das Finanzamt hat noch einen Paternoster. Mit dem geht es ganz gemächlich nach oben in die siebte Etage. Aussteigen aus dem tollen Aufzug, dann geht es nach rechts. Oder eben immer der Nase nach, denn sobald Felix Pape und seine Mitarbeiter die Kantinentür öffnen, verströmen die Speisen einen tollen Duft. Nach Semmelknödeln mit einer herzhaften Pilzsoße duftet es an diesem Tag bis auf den Gang.

Der Kantinenraum selbst ist hell und großzügig, aber eben ein Kantinenraum und dementsprechend einfach gehalten. PVC-Boden, Gruppentische, Bedientheke und Salatbar, Kühlschrank für Getränke, Eistruhe, Kaffeeautomat. Eigentlich alles, was man braucht. Die Tische sind jahreszeitlich dekoriert, auf der Theke steht ein Schild, auf dem zu lesen ist, was an diesem Tag serviert wird.

Vegetarische Gerichte sind
nicht besonders gefragt

Zwei wechselnde Gerichte gibt es jeden Tag. Mal Fleisch, mal Fisch, mal vegetarisch. „Jeden Tag ein vegetarisches Gericht haben wir nicht“, sagt Felix Pape. „Das Interesse daran ist ehrlich gesagt nicht so groß.“

Hungern müsse dennoch kein Vegetarier oder Veganer. „Zur Not können wir immer auch etwas aus Beilagen zusammenstellen.“ Und die Salatbar ist ja auch noch da, an der man sich selbst einen Beilagensalat oder kompletten Teller zusammenstellen kann. Einen Euro muss man für den Beilagensalat bezahlen, der komplette Salatteller kostet 3,90 Euro.

Die Hauptgerichte kosten in der Regel um die vier bis etwas über fünf Euro. Den „Serbischen Bohneneintopf mit Mettwurst oder Bockwurst, dazu ein Brötchen“ gibt es etwa für 3,80 Euro, für den gleichen Preis sind an einem anderen Tag auch „Cannelloni mit Ricotta-Spinat-Füllung in Tomaten-Basilikumsoße“ zu haben. „Putengeschnetzeltes Teriyaki mit knackigem Gemüse und Reis“ kostet 5,10 Euro, „Medaillons vom Jungschwein mit Kräuter-Frischkäsesoße, Kroketten und Brokkoli“ gibt es für 5,30 Euro. Diese Preise gelten übrigens für Mitarbeiter des Finanzamtes, externe Besucher zahlen jeweils 50 Cent mehr.

Currywurst mit Pommes
sind ein Bestseller

Currywurst mit Pommes werden unabhängig von der sonst wechselnden Speisekarte jeden Tag für 3,50 Euro angeboten, auch Desserts gibt es jeden Tag. Zur Frühstückszeit morgens ist die Finanzamt-Kantine übrigens auch schon geöffnet. Ein belegtes Brötchen mit einem Kaffee gibt es morgens für 1,90 Euro. Wer Rührei oder eine andere Eierspeise dazu haben möchte, zahlt 2,50 Euro.

„Alle Gerichte sind hier frisch zubereitet“, verspricht Felix Pape. Auch wenn er im Kantinenbetrieb auf Convenience-Produkte nicht völlig verzichten könne und etwa fertig geschälte Kartoffeln kaufe, wie er erzählt, versuche er soviel wie möglich frisch zu machen. „Unsere Soßen beispielsweise setzen wir alle selbst an, ohne Geschmacksverstärker oder Konservierungsmittel.“ Seine Lebensmittel bezieht der Koch aus der Region, etwa von einem Krefelder Metzger und Obst- und Gemüsebauern vom Niederrhein.

Das Konzept scheint anzukommen, schon wenige Minuten vor 12 Uhr kommt an diesem Tag die erste Kundin in die Kantine, „Hallo“, ruft sie fröhlich und steuert direkt auf die Theke zu. Für Felix Pape und sein Team geht das Mittagsgeschäft los, das erste von wieder etwa hundert Essen geht über die Theke.