Talk Funkel: Die Grotenburg gehört zum KFC

Krefeld. · Beim munteren Talk „Zug um Zug“ im Nordbahnhof spricht sich die Club-Ikone gegen einen Neubau aus.

Anne Schneider, Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen, im Gespräch mit Moderator Otto Fricke.   Fotos: Dirk Jochmann

Anne Schneider, Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen, im Gespräch mit Moderator Otto Fricke. Fotos: Dirk Jochmann

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Zweimal bläst Nordbahnhof-Chef Viktor Furth in die Bahnhofsvorsteher-Pfeife und schon startet die Unterhaltungslok. „Zug um Zug“ heißt der traditionelle Herbstabend, der ganz unterschiedliche Promis auf die Schiene, oder besser: ans Mikrofon der prima aufgelegten Moderatoren Otto Fricke (MdB) und Michael Heussen (WDR) bringt.

Anne Schneider: Spenden sammeln, ist nicht immer einfach

Als erste berichtet Anne Schneider, Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen, von sich und ihrer Arbeit. Sie stammt aus Solingen-Ohligs. „Das ist wie Krefeld-Uerdingen.“ Mit ihrem sozialen Engagement hat sie bei der Krefelder Tafel begonnen. „Wir kümmern uns im Frauenhaus und Mädchenwohnheim um Frauen und ihre Kinder, die in Not geraten sind“, erklärt Schneider. Besonders liegen ihr die Kinder des Projektes „Mikado“ am Herzen. „Es ist ein Gruppenangebot für Kinder psychisch kranker Eltern. Hier gibt es einen großen Bedarf.“ Sie empfindet es oft als unangenehm, Spenden einzusammeln. „Aber es springt viel Wichtiges dabei heraus. Man bekommt viel Lob und auch Anerkennung zurück.“ Außerdem diesmal 2000 Euro aus dem Erlös des Nordbahnhofes.

„Wir brauchen Planungssicherheit und Verlässlichkeit“

Jürgen Steinmetz, IHK-Hauptgeschäftsführer, berichtet von der Mentalität „seiner“ Städte und Kreise: „Neuss tendiert nach Düsseldorf, Viersen ist ländlich, Mönchengladbach gut unterwegs und Krefeld im Strukturwandel. Da hat Krefeld etwas nachzuholen.“ Was den Stromkonverter in Meerbusch, den Hambacher Forst und die Entscheidungen der NRW-Gerichte angeht, sagt er: „Wir brauchen Planungssicherheit und Verlässlichkeit. Denn sie bedeuten für die Unternehmen Investitionssicherheit und sind damit ein wichtiger Faktor der Standortpolitik. Es muss Rechtssicherheit geschaffen werden.“ Heussen ergänzt: „Ich war im Hambacher Forst. Dort haben mir alle Beteiligten leidgetan.“ Und Steinmetz sagt, Klimaschutz bedeute, sich von der Braunkohle zu verabschieden.

Dann stehen Julian Pohlmann und Leonhard Munz sehr leger in Jeans, weißem T-Shirt, roten Handtüchern, Käppi und Sonnenbrille vor dem Publikum. Sie sind „Specktakel“, das sei ein Hinweis aufs Gewicht, sagt Pohlmann. Dann geht die Post ab mit dem Mallorca-Sommerhit „Mama Laudaaa“ und das Publikum steht. Die beiden ehemaligen Wasserball-Jugendnationalspieler der SVK sind Meister der Untertreibung, was Schule und Studium angeht – „wir haben die Grundschule geschafft“ – und fühlen sich auf der Bühne pudelwohl. „Ich habe mal einen Tannenbaum gespielt, war aber auch schon im TV, bei der Soko Köln dabei.“ Die „Golden Boys“ lieben Krefeld, jobben als Kurierfahrer und danken den Eltern für die Unterstützung.

Winzen: „Müssen ergebnisoffen diskutieren, ohne Scheuklappen“

SPD-Fraktionschef Benedikt Winzen würde in der Bundes-SPD mehr über sozialen Arbeitsmarkt und Langzeitarbeitslose sprechen und wie Menschen im Alter ihr Leben bestreiten können. „Ohne Antwort auf diese Fragen gibt es keine guten Ergebnisse.“ Zu Krefeld, was Sportstätten wie Eishalle, Badezentrum und Grotenburg oder das Stadthaus angeht: „Wir müssen ergebnisoffen diskutieren, ohne Scheuklappen.“ Köln nutze die synergetische Energie von Eishalle und Hallenbad samt gemeinsamen Parkplatz nebeneinander. Und zur hiesigen Handlungsfreudigkeit: „Mönchengladbach hat sein Borussen-Stadion schneller geschafft als Krefeld.“ Weiteres Thema: Kinderarmut. „Da müssen wir früher Geld in die Hand nehmen. Arbeitsplätze schaffen. Beim Offenen Ganztag sind wir letzte. Wir müssen Schulen herrichten und Personal zur Verfügung stellen.“

Krefeld wird im archäologischen Semester behandelt

Jennifer Morscheiser wird nicht müde – „und wenn es bis zu meiner Pensionierung in 27 Jahren dauert“ – den Krefeldern zu sagen, welche international bedeutsamen Schätze sie alleine haben. Krefeld mit seinem römisch-fränkischen Gräberfeld werde in jedem ersten archäologischen Semester behandelt. „Doch sie fahren weiter nach Xanten“, sagt die Leitern des Museums Burg Linn. Um das zu ändern, möchte sie spannende Geschichten erzählen, um Besucher anzulocken, wie von den Bodenproben von 69 nach Christus. Weitere Aufmerksamkeit schaffe die Tatsache, dass der niederrheinische Limes 2020, unter anderem mit dem Kastellareal in Gellep, als Unesco-Welterbe eingetragen wird. „Wir haben auch das einzige Museum, das als Luftschutzbunker gebaut wurde, im klugen Hinblick auf ein später notwendiges Museum.“

Friedhelm Funkel: „Joachim Löw wird nicht hinschmeißen“

Am Schluss wird es sportlich, mit Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel, den in Krefeld jeder aus seinen 20 Jahren als Spieler und Trainer beim KFC Uerdingen kennt und der sechsmal Mannschaften in die Bundesliga geführt hat. Er kommentiert das aktuelle 0:3-Ergebnis der Fußball-Nationalmannschaft, auf die Frage, ob er als Trainer bereit wäre: „Jogi (Löw) wird nicht hinschmeißen, Olli (Bierhoff) wird nicht anrufen. Das Ergebnis ist bitter, das müssen wir wegstecken.“ Auf die Tätowierungen und den Musikgeschmack einiger Spieler angesprochen, sagt er: „Man muss sie nicht verstehen. Es ist heute eine andere Welt als damals. Die Nationalmannschaft reist mit eigenem Friseur.“ Und mit Augenzwinkern: „Für zwei Wochen braucht man keinen.“ Für den KFC sieht Funkel eine gute Möglichkeit, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. „Und das ohne Heimspiel. Die Grotenburg gehört zum KFC, ein Neubau dauert zu lange. „Zuhause würden 8000 bis 9000 Besucher kommen und die Mannschaft unterstützen. Er wünscht sich überhaupt mehr Unterstützung, nicht nur für den KFC, sondern auch für die Krefeld Pinguine und Tennis-Bundesligist Blau-Weiß. „Letztere können den Titel an die Hüttenallee bringen. Das Potenzial ist da.“