Mahnwache für Seelöwe Boris
Krefelder Weihnachtscircus hat heute Premiere. Tierschützer wollen demonstrieren.
Krefeld. Hering kann er immer verputzen: 350 Kilogramm, Tendenz steigend, wiegt der patagonische Seelöwe Boris. Das Kinn auf den Rand eines 100 000 Liter fassenden Salzwasserbeckens gestützt, pustet er seine Trainerin Adriana Spindler kräftig an und lässt den Happen die Kehle runterrutschen.
Während der vierjährige Seelöwe Corto weiter planscht, sind der 20-jährige Boris und die achtjährige Bonny am Donnerstag neben Dromedaren, Pferden und Ponys zwei Stars in der Manege des Krefelder Weihnachtscircus’ - und Anlass des Protestes, den Tierfreunde angemeldet haben: Mit 60 Teilnehmern rechnen die Eulen und Pirates for Animals, die heute eine Mahnwache, 18.30 bis 19.30 Uhr, vor dem Zirkuszelt angemeldet haben.
Die Initiatoren wenden sich grundsätzlich gegen den Einsatz von Wildtieren in Zirkussen. Der Reisestress sei für die Tiere zu groß, ihre Gehege zu klein, die Dressur mit Zwang und Gewalt verbunden. „Für die Exoten bedeutet der Zirkusalltag ein Leben mit erheblichen Entbehrungen“, sagt Jana Fuhrmann von der Tierrechtsorganisation Peta.
Ähnlich argumentiert die Tierschutzorganisation Tasso, die nach dem Beispiel Belgiens, Griechenlands oder Österreichs ein gesetzliches Verbot für Wildtiere im Zirkus einfordert. Die Bundestierärztekammer sehen die Tierschützer bei dieser Forderung an ihrer Seite, nicht aber die Mehrheit der Bundespolitiker — noch nicht. Petas Kritik richtet sich auch gegen die Stadt Krefeld, die mit dem Circus Probst einen Vertrag über fünf Jahre geschlossen hat. Tierschutzrechtlich gebe es keine Bedenken gegen die Tierhaltung und -dressuren, sagt Stadtsprecher Dirk Senger.
Die Stadt sei auf den Circus zugekommen und habe Interesse an dem Weihnachtsspecial bekundet, berichtet der Circussprecher Sven Rindfleisch. Er weist Kritiker auf die Bestnoten hin, die Tierärzte dem Circus Probst regelmäßig ausstellen. Besser als gesetzlich gefordert, würden die Tiere dort gehalten, dokumentieren deren Protokolle. „Wir bekennen uns zum klassischen Zirkus mit Clowns, Akrobaten und Tiernummern“, sagt Rindfleisch.
Auch die Zirkuschefin Stephanie Probst bezieht Stellung: „Wichtig ist, dass es den Tieren gut geht, sie gut versorgt, betreut und beschäftigt werden“, sagt Probst. Sie würde niemals Tieren ihre Freiheit nehmen. „Wir besorgen uns keine Tiere aus Afrika, sondern arbeiten nur mit Tieren aus Zoo oder Zirkus.“ Denen gehe es bei Probst gut. „Die sind total entspannt.“