Metallwerke Bender mit dubiosen Investoren - Geldwäsche in Gellep?
Zwei Kasachen sollen ab 2005 die Metallwerke Bender benutzt haben. Die Krefelder Staatsanwaltschaft sucht Hilfe in Wien und Almaty.
Krefeld. Zum ersten Mal pleite waren die Metallwerke Bender 2005. Da muss es dem damaligen Insolvenzverwalter wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen sein, als eine österreichische Gesellschaft einen Batzen Geld für das Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern an der Fegeteschstraße in Gellep und in Neuss überwies. Hinter der Firma steckte offiziell der Kasache Muratkhan A., mutmaßlicher Strohmann des früheren kasachischen Vize-Außenministers und späteren Botschafters seines Landes in Wien, Rakhat Aliyev.
Gegen Aliyev, Jahrgang 1962, und A. — beide sind untergetaucht — richten sich Anzeigen wegen Vergehen gegen das Geldwäschegesetz, die im Februar bei der Krefelder Staatsanwaltschaft eingegangen sind. Deren Sprecher Hans Dieter Menden bestätigt: „Absender sind Geschädigte aus Österreich.“ Vorletzte Woche schickte die Ermittlungsbehörde Rechtshilfeersuchen an die Justiz in Wien und Almaty, der Hauptstadt Kasachstans. „Wir sind noch am Anfang der Ermittlungen“, räumt Menden ein.
Die Regierung in Almaty hätte den früheren Bankier, Politiker und Diplomaten selbst gern in ihren Fängen: Wegen Gründung einer mafiösen Vereinigung ist er Anfang 2008 zu 20 Jahren Haft verurteilt worden, ein paar Wochen später nochmals zu 20 Jahren Straflager wegen Planung eines Staatsstreiches. Ferner wird ihm Beteiligung an der Entführung von zwei Managern der „Nurbank“ am 31. Januar 2007 vorgeworfen. Aliyev war Mehrheitseigner der Bank.
Im Mai dieses Jahres sind die Leichen der Bankmanager gefunden worden — auf dem Gelände einer früheren Firma Aliyevs, entsorgt in Kalkfässern und nur schwer zu identifizieren. Der Beschuldigte spricht von einer Manipulation des kasachischen Geheimdienste. Da kennt er sich aus, denn er selbst war 1999 Vize-Chef des Geheimdienstes.
Zwei Leibwächter des im Londoner Exil lebenden früheren Ministerpräsidenten Kasachstans, Akeschan Kaschegeledin bezichtigen Rakhat Aliyev der Folter: Er soll als damaliger Geheimdienst-Vize versucht haben, sie zur Aussage zu zwingen, Kaschegeledin plane einen Staatsstreich. Der kämpft mittlerweile vor einem EU-Gericht um seine Rehabilitation.
Nur kurz saß der umtriebige Kasache Aliyev in österreichischer Haft, kam frei und erhielt Asyl in einem niederösterreichischen Dorf. Manche Österreicher raufen sich die Haare ob des Umgangs der Justiz mit dem 49-Jährigen, am meisten der Wiener Rechtsanwalt Gabriel Lansky. Der wirft dem 2007 als Botschafter abgesetzten Aliyev vor, mit seiner „Geldwaschmaschine“ 100 Millionen Euro verschoben zu haben — und der österreichischen Regierung „Fluchthilfe“. Medien zufolge soll der 49-Jährige seit 2010 unter neuem Namen auf Malta leben — als Gatte einer ehemaligen Mitarbeiterin der kasachischen Botschaft in Wien.
In Gellep machte das Traditionsunternehmen Bender mit seinen kasachischen Geldgebern 2006 noch Gewinn, im Jahr drauf legte es ein Null-Ergebnis hin. „In der Krise 2008 schmierte die rohstoffabhängige Firma ab“, weiß der Dortmunder Unternehmenssanierer Prof. Manfred Hunkemöller, der die Metallwerke bewertete, die Geschäftsführung Ende 2010 übernahm und schon im Januar vor der Krefelder Insolvenzrichterin saß: „Wenn über Bender Geld gewaschen worden sein soll, dann war das schlechte Arbeit.“
Keinen Zusammenhang sieht der Unternehmenssanierer zwischen dem Engagement der Kasachen und dem letzten, von ihm begleiteten Versuch der SF Holding, den Traditionsbetrieb zu retten. Investoren aus Dubai steckten Mitte 2010 nochmals Geld in den auf „schlechtem technischen Niveau“ (Hunkemöller) stehenden Betrieb. Zwei Männer vom Golf und ein dritter aus Pakistan gaben wegen hoher Verluste schnell auf. Zumal der Geschäftsführer, ein Franzose, zu krank für den Job war.