Millionen-Schock: Niemand will das Stadthaus sanieren

Weil bei der Ausschreibung kein Interessent gefunden wurde, drohen zwölf Monate Verzögerung bei der Sanierung. Nun sind die Fördergelder sind in Gefahr.

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Krefeld. Das ist ein Schock. Nach WZ-Informationen findet sich kein Unternehmen, das das Stadthaus an der Girmesgath sanieren möchte. Die Bedingungen des Denkmalschutzes bezüglich der Fenster stellen ein zu hohes Risiko für Investoren dar. Dezernent Martin Linne bestätigte auf WZ-Anfrage, dass die Ausschreibung für das 70-Millionen-Euro-Projekt gefloppt ist. Nun arbeiten Politik und Verwaltung an einem neuen Anlauf, Anfang Mai trifft sich der Arbeitskreis „Sanierung Stadthaus“. Ein weiteres Problem könnte sich durch die Verzögerung von mindestens zwölf Monaten ergeben. Fast drei Millionen Euro öffentliche Fördermittel sind gefährdet.

Zum Hintergrund: Das Stadthaus wurde zwischen 1953 und 1956 als Hauptsitz für die ehemalige Verseidag (Vereinigte Seidenwerke Deutschland AG) durch den Architekten Egon Eiermann errichtet und soll nach denkmalgerechter Sanierung ab 2021 zum zweitwichtigsten Standort der Krefelder Verwaltung mit 680 modernen Arbeitsplätzen werden. Mit Ausnahme der Fensterthematik konnte sich die Stadt Krefeld vor Ausschreibung mit der Unteren Denkmalbehörde und dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege des LVR auf den denkmalrechtlichen Rahmen einigen. Die Stahlfenster im Flachbau, so die Bedingung des Denkmalschutzes, müssten möglichst vollständig und materialerhaltend saniert werden.

Das Problem: Die Fenster wären thermisch nicht getrennt, wiesen nicht behebbare Windundichtigkeiten auf und könnten damit laut Gutachten zweier Ingenieurbüros die arbeitsrechtlichen Bedingungen für Räume mit längerem Aufenthalt nicht erfüllen. Vorschlag der Verwaltung: Zur Sicherung der so genannten Arbeitsstättenrichtlinie würden die Fenster in den Büroräumen dem Original entsprechend thermisch getrennt und funktionsoptimiert in Stahl nachgebaut. Das berge zudem den Vorteil der automatischen Nachtauskühlung und begünstige den Verzicht auf eine Klimaanlage oder auf aufwendiges Querlüften.

Die Untere Denkmalbehörde möchte dieser Lösung zustimmen, das Rheinische Amt dem Vernehmen nach jedoch nicht. Eine Entscheidung steht aus. Für potenzielle Investoren ist eine funktionell schlechtere und gleichzeitig teurere Lösung abschreckend.

Die Sanierung des Stadthauses wäre die größte Hochbauinvestition in Krefelds Stadtgeschichte. Fördermittel aus dem Bundesproramm Denkmalschutz in Höhe von 1,05 Millionen Euro für den „Glasgang“ und 2,86 Millionen Euro aus dem Programm nationale Projekte der Stadtentwicklung sind zeitlich befristet. Der Stadtrat hatte im Dezember 2016 die Ausschreibung auf den Weg gebracht, damit das Stadthaus spätestens 2021 saniert sein kann. Durch die fehlgeschlagene Ausschreibung könnte sich die Fertigstellung um mindestens ein Jahr verzögern, was zumindest Teile des Fördergeldes jetzt schon unabrufbar macht.