WZ-Serie zur Landtagswahl Monika Brinner: Powerfrau mit Hang zur Komik

Im zweiten Teil der WZ-Serie zur Landtagswahl backt die Grüne Monika Brinner eine Pizza.

Krefeld. Paprika in Reih und Glied. Daneben Zwiebeln, Tomaten, Champignons. In der Küche von Monika Brinner hat alles seine Ordnung. Wen wundert’s, schließlich ist die 61-Jährige gelernte Bibliothekarin. „Bin ich perfektionistisch?“, fragt sie ihre Freundin Claudia Tannis, die mit ihr zusammen an diesem Nachmittag für und mit WZ-Redakteur Steffen Hoss ein kleines, aber feines Drei-Gänge-Menü zaubert. „Ja schon“, entgegnet ihre Freundin und schiebt nach, dass sich die Mutter von zwei Kindern bereits zu Kindergartenzeiten immer gegen Ungerechtigkeiten aufgelehnt hätte. „Ja, ich streite mich auch gerne mal — das können Sie auch gerne mal ein paar andere Politiker fragen“, sagt Brinner und grinst.

Beim Besuch der WZ hilft Monika Brinners Freundin Claudia Tannis (l. Bild, M.) bei den Vorbereitungen.

In der Küche aber läuft alles äußerst harmonisch ab. Auch weil die Krefelderin den Ablaufplan für die Zubereitung von Dinkelteig-Pizza, Salat und Nachspeise im Blut hat. „Diese Pizza ist Familientradition. Jeder durfte sich sein Viertel bei uns immer selber so belegen, wie er wollte. Weil jeder etwas anderes bei uns mag oder nicht mag, haben wir damals so entschieden. Die Pizza wurde immer zusammen gebacken“, berichtet Brinner. Wo keine Vorgaben, da kein Ärger am Essenstisch — und somit mehr Zeit zum Genießen, Reden und Lachen. Gerne lacht die Grünen-Politikerin dabei auch über sich selber.

Auch WZ-Redakteur Steffen Hoss musste mit ran.

Keinen Spaß versteht Monika Brinner hingegen, wenn der Zeitplan in der Küche in Verzug gerät. Präzision ist gefragt. „Die Pizza braucht 20 Minuten, da können wir jetzt den Obstsalat machen und dann ist alles passend fertig.“ Gesagt, getan. „Die Schalen von Apfel und Birne kommen auf den Teller hier und nicht in den Müll“, erklärt Brinner. Nur warum? „Die sind für meine Kaninchen im Garten“, sagt sie und nutzt die Pizzabackzeit für einen kurzen Rundgang durch ihr Haus in Kliedbruch. Alles ordentlich. Na klar, Bibliothekarin halt.

Draußen im Garten jedoch haben die Kaninchen Püppi, Uranus und Trixie das Sagen. „Die Namen hatten sie schon vorher“, erzählt Brinner, bevor sie stolz ihre beiden griechischen Landschildkröten Othello und Amadeo zeigt. „Ich habe auch noch Vögel“, sagt sie lächelnd und schaut auf die Uhr. Zurück in die Küche, die Pizza ist gleich fertig und alles muss noch angerichtet werden. „Ich hatte heute nur einen Joghurt in der Uni — ich habe richtig Hunger“, verrät sie und schneidet die vegetarische Pizza an. Der bunte Salat wird mit Erdbeeressig serviert, der Nachtisch besteht aus einer Frucht-Creme-Kombination. Und einem Schuss Calvados. „Ich verzichte in der Fastenzeit schon auf Zucker“, sagt Brinner und lacht wieder. Das tut sie auch, als sie beim Essen verrät, dass sie, anders als viele ihrer Parteifreunde, gut und gerne auf das Fahrrad verzichten kann. „Aber erzählen Sie das keinem“, sagt sie und lacht erfrischend — wie so oft. Dafür ist Monika Brinner jeden Tag mit Bus und Bahn unterwegs. Der Umwelt zuliebe und, „weil ich da so gut lesen kann“. Das prall gefüllte Bücherregal im Wohnzimmer zeugt davon, dass die Grünen-Politikerin ein richtiger Bücherwurm ist. Am liebsten kombiniert sie Urlaubsorte und Lesevergnügen. „Als ich in Frankreich in der Provence war, habe ich beispielsweise sehr viele Krimis aus der Region gelesen.“

WZ-Serie zur Landtagswahl

Zu ihren weiteren Hobbys zählen Schwimmen, Besuche im Zoo, im Theater und in der ein oder anderen Lokalität in der Krefelder Innenstadt. „Zudem ist mir das Brauchtum wichtig. Ich feier gerne Karneval“, frohlockt die gebürtige Linnerin.

Brinner ist, wie sie selbst sagt, eine Ur-Grüne. „Ich bin damals ein Jahr nach Gründung der Partei Mitglied geworden.“ Seit 1994 sitzt sie in verschiedenen Bezirksvertretungen und zwischen 2004 und 2014 im Stadtrat. 2009 wird Brinner zudem zur Bürgermeisterin der Stadt Krefeld gewählt. Danach entscheidet sie aufgrund eines Schicksalsschlages politisch kürzerzutreten. „Das war damals eine schwere Zeit für meine Familie, mein Mann war gestorben“, erzählt sie offen. Die Trauer über den Verlust bewältige die Familie auch „dank vieler guter Freunde“.

Erst vor kurzem hat die sportaffine Frau in ihrem Beruf eine neue Herausforderung angenommen. „Ich wurde zur Diversity- und Nachhaltigkeitsbeauftragten der Uni Duisburg-Essen bestimmt“, sagt sie und schiebt stolz hinterher: „Und das mit 61 Jahren.“ Der neuen beruflichen Aufgabe soll die politische folgen. „Es wird so viel auf Landesebene entschieden, das für die Menschen in Krefeld wichtig ist, deshalb möchte ich da mit anpacken.“ Dass der Krefelderin dann womöglich noch weniger Zeit zum Kochen bleibt, kann sie verkraften. Das Rezept für die Familienpizza kann Monika Brinner sowieso aus dem Effeff.