Montag-Stiftung will alle mit ins Boot holen
Bonner möchten sich beim Projekt an der Tannenstraße engagieren. Sie haben dabei die Menschen vor Ort im Blick.
Krefeld. Hier und da hat sich schon etwas getan: die Spielplätze an Corneliusstraße und Josefsschule sind umgestaltet, Bäume sind gepflanzt worden. Von Stadtplanern wird der sogenannten Südweststadt durchaus städtebauliches Potenzial bescheinigt, doch noch ist der Stadtteil weit entfernt von einem Vorzeigeobjekt.
Mit dem Umbau der alten Samtweberei an der Tannenstraße soll im Zuge des Stadtumbaus West eine Initialzündung entstehen (die WZ berichtete). Dabei könnte bald ein interessanter Partner mit im Boot sein. „Wir haben eine Anfrage von der Stadt bekommen und waren auch schon mehrfach vor Ort“, bestätigt Robert Ambrée, Projektassistent bei der Montag-Stiftung Urbane Räume. Interesse besteht und wenn alles gut läuft, könnte die gemeinnützige Stiftung zusammen mit der Krefelder Wohnstätte das Projekt Samtweberei vorantreiben.
Das Interessante daran: Die Stiftung nimmt nicht nur einzelne Bauprojekte in den Blick. „Vor allem auch soziale Fragen interessieren uns“, erläutert Ambrée das Konzept. Ein wichtiger Aspekt für einen Stadtteil, dem das Handlungskonzept des Stadtumbaus soziale Konflikte bescheinigt.
Wie die Stiftung mit solchen Herausforderungen umgeht, macht ein Beispiel aus Köln deutlich. So zeichnet sich der Norden des Kölner Stadtteils Kalk durch ein schwieriges soziales Gefüge und teils vernachlässigte Bausubstanz aus. Das Projekt Kalkschmiede hat Ideen gesammelt, Akteure zusammengebracht und diverse Projekte angestoßen — immer auch mit den Menschen vor Ort. „Es ist wichtig, nichts Fremdes aufzuoktroyieren“, sagt Ambrée dazu.
Im Wohndialog kamen da zum Beispiel die großen wohnungswirtschaftlichen Akteure zusammen. Im Gespräch mit Stadt, Politik und Mietern entstanden konkret formulierte Eckpunkte. Und: Es gibt bereits konkrete Ergebnisse. So installierte die Deutsche Annington eine Mieterbetreuung, Fassaden wurden saniert, die GAG Immobilien AG errichtet einen geförderten Wohnungsbau, installierte Nachbarschaftstreff und offene Jugendarbeit in Altbeständen, seit 2012 gibt es einen Veedelshausmeister.
Überhaupt ist es das besondere Anliegen der Stiftung, die Menschen vor Ort zu aktivieren und einzubinden. Mit Aktionen im öffentlichen Raum, den Kalkschmieden, wurden Interesse und Engagement der Kalker geweckt, Institutionen neu vernetzt. Speziell Orte, die den Bewohnern nicht gefielen, wurden für einen Tag gemeinschaftlich umgestaltet und als Spielfeld oder Picknickwiese genutzt.
Potenzial sieht Ambrée auch in Krefeld. „Die Samtweberei wäre ein Motor für die Entwicklung des Stadtteils“, glaubt er und denkt dabei ebenfalls an Projekte, die über das Bauprojekt hinaus wirken sollen.