„Müssen mehr bieten als Amazon“
Media Markt besteht seit 20 Jahren in Krefeld. Geschäftsführer Thorsten Huppert spricht über neue Anforderungen.
Krefeld. 1997 eröffnete Media Markt seine Filiale in Krefeld — eine der ersten am Niederrhein. „Wir waren so etwas wie Pioniere“, berichtet Geschäftsführer Thorsten Huppert in einem Gespräch mit der WZ rückblickend. 20 Jahre später muss sich Media Markt vor allem von der Online-Konkurrenz absetzen, um bestehen zu können. Dabei setzt Huppert mit seinem Team auf Kundennähe und Geräte zum Anfassen.
Herr Huppert, Media Markt feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen in Krefeld. Welche Bedeutung hat der Standort für das Unternehmen?
Thorsten Huppert: Unser Standort in Krefeld hat für das Unternehmen eine große Bedeutung. Als wir 1997 in Krefeld eröffnet haben, gehörte der Media Markt hier zu den ersten in ganz Nordrhein-Westfalen. Außer in Essen, Bochum und Aachen war die Marke noch fast nirgendwo vertreten. Wir waren also so etwas wie Pioniere am Niederrhein.
Und wie ist es heute?
Huppert: Heute haben wir allein in NRW über 30 Standorte. In diesem Jahr kamen noch Märkte in Dortmund und Bornheim dazu. Bundesweit haben wir mittlerweile 270 Standorte. Trotzdem gehören wir in Krefeld immer noch zu den Top 20 im Unternehmen. Und darauf sind wir auch stolz.
Wie schwer ist es, in Zeiten des dominierenden Online-Handels zu bestehen?
Huppert: Für uns ist das Thema Online heute viel mehr Chance als Risiko. Wir müssen schon zugeben, dass wir die Potentiale des Geschäftes im Internet lange, vielleicht zu lange, übersehen haben. Aber nachdem wir vor ziemlich genau fünf Jahren unseren Online-Shop eröffnet haben, haben wir das Feld von hinten aufgerollt.
Welche Strategie haben Sie sich für die Zukunft überlegt, um auch in Zukunft einen Gegenpol zu Amazon und Co. darzustellen?
Huppert: Für uns ist es wichtig, dem Kunden mehr zu bieten als es ein reiner Online-Player wie Amazon kann. Dazu gehört, dass Kunden bei uns im Laden alle Produkte anfassen, ausprobieren und sich von der Qualität überzeugen können. Im Internet sehen alle Fernseher doch gleich aus. Aber das Wichtigste sind natürlich unsere Mitarbeiter. Der persönliche Kontakt von Mensch zu Mensch, eine starke und sympathische Beratung — das ist unsere stärkste Waffe für die Zukunft.
Was hat sich in der Branche in den vergangenen 20 Jahren geändert?
Huppert: Die Welt insgesamt ist viel schnelllebiger geworden. Das gilt für den Einzelhandel und die Elektronik-Branche genauso und vielleicht sogar noch etwas mehr. Warengruppen, die vor wenigen Jahren noch wichtige Säulen im Umsatz waren, verlieren stark an Bedeutung. Dazu gehören Bereiche wie Kompaktkameras, Car-HiFi oder DVD-Player. Dafür kommen mit rasanter Geschwindigkeit neue Produkte dazu, wie zum Beispiel Smartphones, Actionkameras, Staubsauger-Robotoren oder ganz aktuell des Thema Virtual Reality. Darauf müssen wir uns immer schneller einstellen.
Wie hat sich die Nachfrage der Kunden seit dem Start in Krefeld verändert?
Huppert: Die Nachfrage ändert sich bei uns im Markt genauso wie in der gesamten Branche. Zur Neueröffnung 1997 hat mein Vorgänger Norbert Pfaar sehr stark auf das Thema Entertainment gesetzt. Dazu gehören die Bereiche Musik, Film und Software. Damals gab es mit Saturn in Köln den Laden mit der größten Auswahl für Musik und Film in ganz Deutschland. Auch aus Krefeld sind viele Kunden nach Köln gefahren, um sich dort mit Platten und CDs einzudecken. Wir haben damals in Krefeld also bewusst auf eine große eigene Abteilung gesetzt, damit die Kunden sich den Weg nach Köln sparen konnten.
Womit versuchen Sie im Jahr 2017 zu punkten?
Huppert: Heute versuchen wir uns mehr über neue Warengruppen zu profilieren, die es so bei unseren Wettbewerbern in der Region nicht zu sehen gibt. Wir haben zum Beispiel eine riesige Auswahl an Fitness-Trackern und Smartwatches und einen richtig kompetenten Bereich für Drohnen. Ganz sicher sind wir zum Beispiel der einzige Laden im Umkreis, in dem es eine Unterwasser-Drohne zu sehen und zu kaufen gibt.
Wie viel Herzblut steckt für Sie als gebürtiger Krefelder in der Arbeit für das Unternehmen?
Huppert: Für mich ist das ein absoluter Traum. Dass ich die Chance bekommen habe, den Media Markt in Krefeld zu führen, ist sowas wie ein Sechser im Lotto. Ich freue mich wahnsinnig, hier in „meiner Stadt“ tätig zu sein, und ich bin übrigens fest davon überzeugt, dass es ein echter Vorteil ist, die Menschen und den Standort, an dem man arbeitet, zu kennen.
Was macht der Krefelder Thorsten Huppert in Krefeld, wenn er mal nicht in seinem Büro an der Blumentalstraße zugegen ist?
Huppert: Dann trifft man mich wahrscheinlich in der Grotenburg. Als bekennender KFC-Fan bin ich dort schon seit 30 Jahren regelmäßig zu den Heimspielen zu Gast und freue mich darum auch, dass der Verein nach dem Aufstieg in die Regionalliga jetzt wieder so gut mithält und die Tabellenführung seit ein paar Spieltagen erfolgreich verteidigt. Dummerweise sind die Spiele jetzt meist an einem Samstag. Da fällt es mir immer schwer, mich zwischen einem wichtigen Umsatz-Tag in der Filiale und der Tribüne in der Grotenburg zu entscheiden. Aber mittlerweile wissen meine Mitarbeiter: Wenn der Chef am Samstag mal für zwei Stunden nicht zu sehen ist, dann ist er wahrscheinlich beim Fußball.
Was bedeutet Krefeld für Sie?
Huppert: Krefeld ist für mich Heimat. Hier bin ich geboren und aufgewachsen, hier darf ich heute einem tollen Beruf mit tollen Menschen um mich herum nachgehen. Ich glaube, dass Krefeld eine sehr lebenswerte Stadt ist. Wir haben viele tolle Ecken und viele Chancen für die Zukunft. Die gilt es zu nutzen.