Unglück in Krefeld Nach Unglück in Krefeld - Arbeitsschutz ermittelt in Gießerei
Krefeld · Am Tag nach dem Zwischenfall bei einer Gießerei in Krefeld geht die Spurensuche los. Statiker und Mitarbeiter des Arbeitsschutzes machen sich vor Ort ein Bild. Das Unternehmen Schmolz und Bickenbach erklärt, das Hallendach sei nicht durch eine Explosion in Brand geraten.
Die 40 Mitarbeiter in der Gießerei von Schmolz und Bickenbach haben bis Montag frei: Nach einer Verpuffung in einem Schmelzofen am vergangenen Mittwoch kann in der etwa 6000 Quadratmeter großen Halle nicht gearbeitet werden. Am Donnerstag waren Fachleute – darunter Statiker und Mitarbeiter des Arbeitsschutzes – vor Ort, um gemeinsam mit der Firmenleitung eine Schadensaufnahme zu machen.
Zur Ursache des Unglücks erklärt das Unternehmen auf WZ-Anfrage: „Erste Erkenntnisse sprechen dafür, dass es durch einen nicht vorhersehbaren physikalischen Effekt zu einer Verpuffung im Schmelzofen mit Beschädigung der Schutzeinfassung des Ofens gekommen ist.“ Ganz ähnlich, als wenn heißes Öl und Wasser aufeinander treffen. Daraus resultierend habe der flüssige Stahl die Leitungen des Kühlkreislaufes beschädigt. Die geringe Menge spritzender Stahl habe einen Dachbrand auf einer Fläche von etwa 60 Quadratmetern ausgelöst. Styroporteile und Dachbedeckung seien in Brand geraten. Die Feuerwehr hatte am Mittwoch von einer Explosion gesprochen.
Die Feuerwehr musste eine Staubexplosion verhindern
Bis zu 60 Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren mit den Löscharbeiten über Stunden beschäftigt: „Der Einsatz war erst um 22.56 Uhr beendet“, berichtet ein Sprecher der Feuerwehr. Bei der Nachschau sei eine Wärmebildkamera eingesetzt worden.
Die Feuerwehr hatte bei den Löscharbeiten mehrere Probleme lösen müssen: Da bei der Verpuffung viel Staub aufgewirbelt worden war, hätte dieser explodieren können. „Wir mussten den Staub deshalb mit einem Sprühnebel niedrig halten“, so der Sprecher der Wehr.
Die brennende Decke verursachte das nächste Problem. Die Feuerwehr musste Löschschaum einsetzen, da sonst Wasser in die Halle gelaufen wäre und auf den glühenden Stahl von zwei weiteren Schmelzöfen getroffen wäre, die kontrolliert runter gefahren wurden. Beim Ablassen der Glut halfen sechs Mitarbeiter der Firma – „zur weiteren Schadenvermeidung, auch für die Feuerwehr“, so eine Sprecherin von Schmolz und Bickenbach.
Wie sie weiter ausführt, seien entgegen ersten Meldungen nicht 40, sondern nur 21 Mitarbeiter in der Halle gewesen. „Sie wurden direkt vor Ort auf Rauchvergiftung untersucht. Drei Mitarbeiter wurden vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht, das sie bereits am Mittwochabend verlassen konnten.“
Alle dem Schmelzbetrieb nachgelagerten Bereiche könnten ohne Beeinträchtigung arbeiten. Insgesamt sind 170 Mitarbeiter in dem Krefelder Unternehmen beschäftigt.
Die Firma wehrt sich im Übrigen gegen „diffamierende Behauptungen“ auf Facebook, wo von unerfahrenen 400-Euro-Mitarbeitern im Schmelzbetrieb die Rede sei. „Dies ist unerträglich und nicht haltbar. Unser Credo sind Fachkräfte. Arbeitsschutz wird bei uns sehr groß geschrieben und hat zu einem sehr geordneten Ablauf während der Brandbekämpfung geführt“, so das Unternehmen.
Die Schmolz und Bickenbach Guss GmbH ist nach eigenem Bekunden führender Hersteller im Bereich Stahl- und Edelstahlguss. Das Werk Krefeld sei das Kompetenzzentrum für Großformguss und mechanische Bearbeitung. Gefertigt werde für die Bereiche Energiegewinnung, Maschinenbau, Stahl- und Walzwerke, Pumpen und Armaturen, Automotive und Kunst.