Nachgehakt: Merkel lässt das Exil hinter sich
Bewohnerin der Norbertuskirche kann nach Wasserschaden zurück in die eigenen vier Wände.
Krefeld. Aus geschätzt vier bis sechs Wochen wurden Monate: Im Herbst floss das Wasser aus den Leitungen und verteilte sich in mehreren Erdgeschosswohnungen — zum Entsetzen der Mieter, die erst kurz zuvor in das ehemalige Kirchengebäude am Blumenplatz eingezogen waren. Vor etwas mehr als einer Woche haben Jeanette Merkel und zwei Nachbarn ihre Wohnungen in der ehemaligen Norbertuskirche wieder in Besitz genommen.
Letzte Umzugskartons stehen in der Flurnische und warten darauf, dass dort ein Schrank zusammengesetzt wird. Im Schlafzimmer mussten zwei neue Schränke aufgebaut werden. Das alte Mobiliar, berichtet Jeanette Merkel, war der Feuchtigkeit zum Opfer gefallen.
Nachgehakt
Wasserschaden, Auszug, der Auftritt von Gutachtern, Versicherungen und schließlich der Einsatz der Handwerker und ihr Wiedereinzug — Jeanette Merkel ist froh, nach fünf Monaten im Exil wieder in ihren eigenen vier Wänden zu sein, „auch wenn die Ersatzwohnung in Linn wirklich schön war“. Doch das Wohnhaus war nicht barrierefrei, und auch das Kopfsteinpflaster des Stadtteils war für Merkel und ihren Rollator eine Herausforderung. Außerdem musste sie oft umsteigen, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Linn aus Termine in der Stadt wahrnahm. „Das war sehr beschwerlich.“
Die Handwerker haben zwischenzeitlich die „Baustelle Norbertuskirche“ verlassen. Kleinigkeiten müssten noch erledigt werden, aber das Gros ist fertig. Auch die Abtrennung des Terrassenbereichs steht. „Vorher standen häufig Gäste, die man gar nicht haben wollte, direkt vor dem Schlafzimmerfenster. Sie dachten wohl, in der Baustelle wohne niemand“, berichtet Merkel achselzuckend.
Der Umzug zurück kam für Merkel gerade noch rechtzeitig. In der kommenden Woche wird sie operiert und ist danach längere Zeit auf einen Rollstuhl angewiesen. Mit dem Rolli, zusammenklappbar und motorisiert, kann sie sich im Haus und in ihren eigenen Räumen am Blumenplatz gut bewegen.
Kirchengebäude für Wohnzwecke zu nutzen, findet Merkel eine gute Idee. Die Gebäude seien in der Regel zumindest von einer Seite barrierefrei zugänglich. „Und sie liegen meist zentral. Es wäre doch schade, wenn man das nicht nutzen würde. Dort leben behinderte Menschen nicht abgeschottet.“
Merkel ist nicht die einzige Bewohnerin im Haus am Blumenplatz, die auf Hilfsmittel angewiesen ist. Vier Erwachsene und ein Kind bewegen sich mit Rolli und Rollstuhl durchs Haus.