„Ich bin kein Fan von Labeln“
Der Autor Manfred Enzensperger schreibt Gedichte, die sich nicht reimen.
Krefeld. Die Reihe heißt „1 Gedicht und mehr“: Im Niederrheinischen Literaturhaus wurde zum fünften Mal ein Lyriker vorgestellt. Der Literaturwissenschaftler Henning Heske machte sein Publikum mit Manfred Enzensperger und einem Teil seiner Lyrik bekannt. Enzensperger wurde 1952 in Köln geboren, studierte dort, in Cambridge und in Yale. Er lebt in Leverkusen und ist hauptberuflich in der Lehrerausbildung tätig. Mit 47 Jahren veröffentlichte der Autor seinen ersten Gedichtband, zuletzt erschien „eingeschneite hunde“ (2013).
Der Titel zeigt schon ein Charakteristikum: Enzensperger schreibt alles klein. „Kleinschreibung sieht einfach besser aus“, so Enzensperger. Außerdem bildet er ungewöhnliche Wortzusammensetzungen, verwendet englische Ausdrücke, verzichtet auf Reime. Er wählt nur den Punkt als Satzzeichen — sehr sparsam. Und er verschränkt Dinge miteinander, die dem Verstande nach nicht zusammenpassen.
Auf diese Details wies Heske hin, bevor Enzensperger eine erste Folge von Gedichten zum Thema Stadt las. Gelegentlich blitzt ein Hauch von Humor auf. Was aber eher mit der Rezeption des Zuhörens zu tun hat, denn Enzenspergers Lyrik lebt von Assoziationen, die bei jedem Leser anders ausfallen können. Wichtig ist dem Autor: „Das Gedicht entzieht sich der Planbarkeit.“
An einem Beispiel wurden die verschiedenen Aspekte deutlich gemacht. Für das Publikum lag je ein Ausdruck von dem Gedicht „cum laude“ bereit. Außerdem hing an der Wand hinter den beiden Männern ein großformatiger Abdruck. Es wird gerahmt und schmückt dann zusammen mit vier Vorgängern den Raum in der Gutenbergstraße.
Das Gedicht setzt sich mit „einem auf die schiefe Bahn geratenen Bildungswesen“ auseinander, sagte Heske. Zu diesem Gedicht trug Heske seine ausführliche Interpretation vor. Auf eine politische Einordnung wollte Enzensperger sich nicht einlassen: „Ich bin kein Freund von Labeln.“