Karneval Narren übernehmen das Regiment

Besucher erleben im historischen Ratssaal eine kurzweilige Inthronisierung der Tollitäten Dieter I. und Britta I..

Das neue Krefelder Prinzenpaar Dieter I. und Britta I in Aktion.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Nach nur einem Jahr ist der Oberbürgermeister seinen Job wieder los. Frank Meyer wird — laut karnevalistischem Urteil — die kommende Session im Hinterhof des Amtsgerichtes verbringen. Krefelds Regenten sind nun die strahlenden Tollitäten Dieter I. und Britta I., die sich vom Ehepaar Nieendick am Freitag ab 11.11 Uhr zum eleganten Prinzenpaar wandelten. Eins ist klar: Sie machen ihre Sache richtig gut, sind mit Herzblut dabei und wollen das Brauchtum pflegen. Der Prinzessin kommen zwischendurch die Tränen, der Prinz erklärt: „Ein Traum wird wirklich wahr.“

Bis sie ihr Sessionslied „So is Kriewel“ anstimmen, erleben die Besucher im historischen Ratssaal eine kurzweilige Inthronisierung in die Session mit dem Motto: „Ponzelars Panoptikum“.

Dieter I. und Britta I. treten ihre jecke Regentschaft an
15 Bilder

Dieter I. und Britta I. treten ihre jecke Regentschaft an

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Sogar eine Besucherin aus Brasilien ist darunter. Dea Frerrazoli erklärt: „Ich bin Karneval immer zu Hause und in meiner Sambaschule aktiv. Das gehört dazu. Aber hier ist so viel Tradition dabei, das haben wir nicht. Ich werde wohl zum ersten Mal in der Karnevalszeit hierbleiben. Es ist super und fantastisch schön. Ich glaube, ich möchte auch Prinzessin werden.“ Der Saal brummt, dat Trömmelche jeht, und echte Fründe ston zesamme. Die fünfte Jahreszeit beginnt.

Prinzessin-Freundin Iris Pfeiffer hält die Lobrede auf die Tollitäten. „Er wurde in der Silvesternacht 1966 geboren, als die Mädchen Miniröcke und die Jungs lange Haare trugen. Sie erblickte drei Jahre später, ebenfalls in der Silvesternacht, das Licht der Welt. Es war das Jahr, als Apollo XI auf dem Mond landete.“ Es sei auch die Zeit von Käseigel und Persico gewesen. „Der Prinz ist ein Fußballer, der die Gegner auf dem Bierdeckel schwindelig spielt. Die Lieblichkeit hat den Schalk im Nacken.“ Beide sind bei der KG Lustigen Klosterbrüder aktiv. Pfeiffer sagt: „Das wird eine unvergessliche Session. Das Prinzenpaar ist einfach menschlich, jeck und liebt das Leben.“

Dann wird es ernst, die Verwandlung in die karnevalistischen Blaublüter beginnt: Die Prinzengardisten bringen Seiner Tollität die Amtskette auf grünweißem Samt. Dann folgt der schwarze Mantel mit weißem Kunstpelz-Besatz. Schließlich die Kappe mit den langen Federn. Die Westgardisten zieren Ihre Lieblichkeit mit glitzerndem Diadem. Die Fidele 11 der GKG 1878 übergibt die Zepter. Nun ist auch Zeit für die ersten Bützchen und die ersten Orden. Sie gehen auch an die beiden weiblichen und männlichen Minister: Steffi und Hans Ströher, Mary Braun und Carsten von der Venn.

In Amt und Würden beginnt der erbitterte Kampf ums Rathaus. OB Meyer meint: „Das mit dem Prinzenpaar, das könnt ihre gerne machen. Aber der Schlüssel ist mein Schlüssel, hin zu Macht, Erfolg, Glück, Frieden, Freude und zum Stall des Amtsschimmels.“ Er will dem Paar aber eine Chance geben und stellt drei entscheidende Fragen. „Ich habe beim Steigerfest in Uerdingen gesehen, wie ihr Steine in den Fluss geworfen habt. Warum? Ihr habt das Schild gelesen: ,Werft‘. Was passiert, wenn der Prinz mit Restalkohol von der Polizei angehalten wird? Er sagt: Hör’ auf, mich anzuschnorren. Warum ist der 21. März bei Beamten der schlimmste Tag? Es ist der Übergang von Winterschlaf in Frühjahrsmüdigkeit.“ Null-Punkte-Ergebnis für die Tollitäten.

„Der Schlüssel bleibt hier.“ Die rächen sich. „Es gibt einen Haftbefehl gegen Frank Meyer wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses wegen fieser Fragen.“ Sträflingskleidung über dem feinen Zwirn und ein überaus kleidsames Käppi sind ihm sicher. Er wird schuldig gesprochen, der Schlüssel wechselt den Besitzer. Meyer gibt sich als fairer „Verlierer“ und sagt: „Dieser Morgen ist ein wunderbarer Schritt in eine tolle Session.“ Damit nicht genug. Als neue Besitzer des Rathauses will sich das Prinzenpaar jetzt verstärkt um die maroden

Straßen in Krefeld kümmern, um das Glasdach auf dem Ostwall, um die marode Werner-Rittberger-Halle und für freies Parken für alle Narren in der City. Dann ertönt erstmals das Sessionslied „So is Kriewel“. Die Stadt ist für einige Monate Monarchie.