Neue Eindrücke aus dem Ratssaal
Zusammenarbeit von CDU, SPD und Grünen
Die Ratssitzung am Donnerstagabend im Seidenweberhaus war in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Nicht nur wegen der über 100 Tagesordnungspunkte, Ordnungsdienst und Absperrband. Auch der Ton war ein anderer.
War man als Beobachter gerade in Wahlkampfzeiten giftige Attacken auf den politischen Gegner gewohnt — teilweise auch unter der Gürtellinie — , fielen die Haushaltsreden der Fraktionsvorsitzenden diesmal erstaunlich sachlich aus.
Kannte man aus den vergangenen Monaten heftige Vorwürfe gegen die Verwaltung — Stichwort „Verweigerungshaltung“ —, gab es diesmal vor allem von den Haushaltskoalitionären CDU, SPD und Grünen Lob für die gute Zusammenarbeit mit den leitenden Beamten der Stadt.
Möglicherweise führt ja die Kooperation der drei größten Fraktionen im Rat in Sachen Haushalt zu einer neuen Gesprächs- und Debattenkultur. Dabei darf man ja inhaltlich durchaus unterschiedliche Meinungen vertreten. Dass die nach wie vor vorhanden sind, hat sich ja an Themen wie der Bebauung Fischeln Südwest gezeigt.
Schade ist nur, dass dieser neue Umgang miteinander im Verhältnis zu den Zuschauern ein negatives Gegenbild erhält. Bei allem Verständnis für die Sicherheit der Ratsmitglieder: Muss man den Zuschauerbereich mit einem Absperrband abtrennen? Müssen die Ordner Handschellen dabei haben? Worin liegt die Gefahr für Ratsmitglieder, wenn Bürger oder Demonstranten Plakate oder Luftballons mitführen?
Unser Land ist zurecht stolz auf Demokratie und Meinungsfreiheit. Die Krefelder haben die Ratsmitglieder gewählt, damit die ihre Interessen vertreten. Dass sie dies überprüfen und auch mal hart kritisieren, ist ihr gutes Recht. Das darf man ihnen nicht deshalb nehmen, weil einige Besucher die Grenzen des Zulässigen überschreiten. Dafür gibt es andere Mittel.