Sperrung Niepkuhlen: Brücke bleibt dicht
Einen Neubau soll es frühestens in zwei Jahren geben. Bis dahin müssen die Anwohner weite Wege in Kauf nehmen.
Krefeld. Vor fast genau vier Jahren ließ der Fachbereich Tiefbau der Stadt die 90 Meter lange Holzkonstruktionsbrücke über die Niepkuhlen zwischen Kullpfad und Nieper Straße sperren. Mit dem Bau der Brücke war im November 1996 begonnen worden. Eingeweiht wurde sie im Februar 1997. Sie kostete damals umgerechnet mehr als 250 000 Euro. Und hielt nur 14 Jahre.
Im Vorfeld des Baus der Brücke hatten mehrere CDU-Stadträte und der damalige Baudezernent Klaus Lorenz vor der Eiche gewarnt und sich für afrikanisches Bongossi-Holz eingesetzt. Mit den Stimmen von SPD und Grünen sprach sich der damalige Stadtrat jedoch für die heimische Eiche aus. Aus dem Protokoll der Ratssitzung von 1996 geht hervor, dass die CDU eine Mehrheit von 29 Stimmen hatte. Grüne, SPD und ein Fraktionsloser kamen auf 28 Mandate. Zwei Enthaltungen — nahe liegend aus der CDU — wendeten das Blatt.
Auch CDU-Fraktionschef Fabel hatte sich mit einem eigenen Antrag pro Tropenholz eingesetzt, „wenn der Nachweis für den kontrollierten Anbau erbracht ist.“ Wie aus einer Vorlage des Fachbereichs Grünflächen an den Bauausschuss im Oktober 2011 hervorgeht, fällte jedoch der inzwischen pensionierte Beigeordnete Lorenz am 11. Oktober 1996 die Entscheidung zugunsten der Eiche/Lärche, da es für Bongossi-Holz keinen Nachweis für „kontrollierten Anbau“ geben könne.
Gebaut wurde die Brücke in der Regie des Fachbereichs Tiefbau der Stadt. Zuständig für die Kontrolle und Unterhaltung der Brücke waren hingegen die Fachbereiche Grünflächen. Als Ursache für die Schließung nach nur 14 Jahren Betriebszeit sehen Fachleute Material-, Konstruktions-, Wartungs- und Unterhaltungsfehler an.
Der Verwaltung war bereits seit Juni 2010 durch ein Gutachten des Ingenieurbüros van Aaken in Kevelaer bekannt, dass die Brücke nicht mehr zu retten ist. Der Sachverständige hat damals auf der Unterseite des Brückenbelags den Pilz Eichenwirrling festgestellt und von einer „tickenden Zeitbombe“ gesprochen“. Er sagte eine „explosionsartige Ausbreitung“ voraus. Die Risse im Holz der Tragbalken „überschreiten stellenweise das zulässige Toleranzmaß“, stellte van Aaken fest.
Die Ursachen sind vielfältig. Sie beginnen bei der Wahl minderer Holzqualität durch die Baufirma Rötterink (Bad Bentheim), die das Bauwerk 1997 fertigstellte. Weitere Mängel: Konstruktionsfehler, falsche, zu dunkle Anstriche, zu seltene Überwachung und Kontrolle der Konstruktion in den Anfangsjahren bis 2003. Falsche Ratschläge von Rötterinck bezüglich der Imprägnierung des Holzes verschlimmerten die Entwicklung.
Anwohner, Spaziergänger und Radfahrer trifft die Sperrung schmerzlich. Betroffen sind auch Schulkinder, die die Brücke als kurzen Weg zur Bushaltestelle an der Nieper Straße genutzt hatten. Sie müssen jetzt bis zu drei Kilometer lange Umwege auf dem Weg zur Schule in Kauf nehmen.
Im April 2013 beschloss der Bauausschuss den Neubau der Brücke für 475 000 Euro. Die Mittel dafür waren im Haushalt gesichert. Das Ingenieurbüro Lindschulte in Nordhorn sollte mit den weiteren Ausführungsplanungen beauftragt werden. Ein Grund für den Beschluss dürfte auch darin liegen, dass Rückforderungen von Fördermitteln des Landes im Raum stehen, die die Verwaltung einschließlich Zinsen auf 500 000 Euro schätzt.
Wolfgang Merkel, SPD-Bezirksvorsteher Ost, ist optimistisch: „Die Kosten sind seit dem Jahre 2012 mit rund 450 000 Euro im Haushalt festgeschrieben. Voraussetzung ist letztlich der verabschiedete und genehmigte Haushalt. Im Frühjahr 2016 könnten Ausschreibung und weitere Planung erfolgen. Im Frühjahr 2017 könnte dann mit den ersten Baumaßnahmen begonnen werden.“